(neu: Schlusskurse; Kommentare der Berenberg Bank und der NordLB)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien von Fresenius <FRE.ETR> haben am Montag nach
der Ankündigung eines Zukaufs in den USA mit dem sehr schwachen Gesamtmarkt
nachgegeben. Zum Handelsschluss sanken die Papiere um 3,79 Prozent auf 83,44
Euro. Der Dax <DAX.ETR> fiel zugleich um 3,18 Prozent.
Nachdem der Medizinkonzern es nicht geschafft hatte, die notwendige Mehrheit
für die Übernahme des Klinikbetreibers Rhön-Klinikum <RHK.ETR> zu erringen, will
er nun sein Geschäft mit Blut-Transfusionstechnik kräftig ausbauen. Dafür kauft
die auf Infusionen und Generika spezialisierte Fresenius-Tochter Kabi Fenwal
Holdings und soll damit eine weltweit führende Position in der
Transfusionstechnologie einnehmen. Der nicht genannte Verkaufspreis wird
Händlern zufolge auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt. Er soll Fresenius
zufolge zunächst aus vorhandenen Mitteln finanziert werden, wobei der Erlös der
Kapitalerhöhung vom Mai 2012 das Transaktionsvolumen übersteige.
'ZUKAUF ERSCHEINT STRATEGISCH SINNVOLL'
'Die Profitabilität von Fenwal liegt deutlich unter der von Kabi, aber
strategisch erscheint der Zukauf trotzdem sehr vernünftig', schrieb Analyst
Edouard Aubery von Equinet. Ein anderer Analyst betonte den zunächst
verwässernden Einfluss des Fenwal-Zukaufs auf die operative Ergebnismarge,
rechnet aber damit, dass er ab 2014 an die Ergebnisse dann leicht verbessern
werde. 'Zudem zeigt der Schritt, dass Rhön-Klinikum nicht das einzige
Akquisitionsziel ist, auch wenn Fresenius sein weiter bestehendes Interesse an
Rhön bekräftigt hat', sagte der Experte.
Analyst Volker Braun von der Commerzbank hingegen rechnet mit einem ersten
moderaten Beitrag zu dem Ergebnissen von Fresenius bereits im ersten Jahr.
Gemeinsam dürften Fenwal und Fresenius Kabi im Bereich Transfusionstechnologie
einen weltweiten Marktanteil von 30 Prozent erreichen. Laut Jefferies könnte
sich wegen der neuen Akquisition, für die Fresenius wohl ungefähr eine Milliarde
Euro für den US-Hersteller automatischer Blutspende- und Verarbeitungsausrüstung
ausgebe, die Hoffnung vieler Rhön-Klinikum-Aktionäre auf ein erneutes Angebot
verringern. Die Rhön-Aktie sank im MDax <MDAX.ETR> um unterdurchschnittliche
1,69 Prozent auf 17,500 Euro.
Laut dem Berenberg-Experten Tom Jones ist vor allem der durch den Zukauf
erworbene Zugang zu Medizingeräten in den USA wichtig. Bedeutende Synergien
seien zudem möglich, was weit wichtiger sei als die Erwartung eines zusätzlichen
Umsatzes von 600 Millionen Dollar. Auch Analyst Holger Fechner von der NordLB
rechnet durch den Erwerb von Fenwal mit bedeutenden Synergien. Fenwal stärke die
Position der Tochter Kabi erheblich, kommentierte er und hob das Kursziel der
Fresenius-Aktie von 92,00 auf 103,00 Euro an und beließ die Einstufung auf
'Kaufen'./ck /he
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| 23.07.2012