(neu: Schlusskurse, Kommentar von JPMorgan)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Rhön-Klinikum sind am Montag nach der
erst einmal gescheiterten Ãœbernahme eingebrochen. Der Medizinkonzern Fresenius
gibt im Kampf um den Klinikbetreiber auf und wird bis auf Weiteres kein neues
Angebot vorlegen. Entsprechend rutschten die Rhön-Aktien <RHK.ETR> am MDax-Ende
bis zum Handelsende um 20,92 Prozent auf 14,985 Euro ab, wogegen die
Fresenius-Papiere <FRE.ETR> an der Dax-Spitze <DAX.ETR> um 2,42 Prozent auf
86.87 Euro zulegten. Dax <DAX.ETR> und MDax <MDAX.ETR> schlossen derweil mit
Kursgewinnen von 0,63 beziehungsweise 0,31 Prozent.
Eine der spektakulärsten Übernahmeschlachten der vergangenen Jahre
hierzulande ist vorerst beendet. Fresenius war im Frühjahr unter anderem wegen
der Störfeuer des Konkurrenten Asklepios mit dem Versuch gescheitert,
Rhön-Klinikum für 3,1 Milliarden Euro zu übernehmen. Seitdem wurde immer wieder
über eine neue Offerte spekuliert. Nun hat sich der Medizinkonzern entschieden,
kein neues Übernahmeangebot vorzulegen. Ein Händler sagte: 'Die Lage ist nun
sehr kompliziert und es gibt nur Verlierer.' Die verschiedenen Investoren würden
sich weiter blockieren, bei Rhön sei das Geschäft durch den Fokus auf die
Übernahme beeinträchtigt worden, und der Verkaufsdruck der kurzfristig
engagierten Investoren werde extrem hoch sein, so der Börsianer.
HOHER AKTIENÜBERHANG BRINGT RHÖN UNTER DRUCK
Der hohe Aktienüberhang von Investoren, die auf eine neues Angebot gesetzt
hätten, habe nun einen deutlichen Kursrückgang ausgelöst, schrieb Analyst Volker
Braun von der Commerzbank. Zunächst erscheine ein Risikoabschlag von 20 Prozent
auf den errechneten fairen Wert von 18 Euro je Aktie angemessen. Er rechnet
angesichts der zu schwachen Bilanz nicht mit einem Gebot durch Asklepios, und
auch die Gewinnwarnung von Rhön erscheine nun nicht danach, als ob nur reiner
Tisch gemacht worden sei. Zudem habe sich die strategische Position des
Klinikbetreibers verschlechtert, da die drei großen Wettbewerber nun Aktionäre
seien. Das könnte den Spielraum des Managements mittelfristig einschränken.
Braun beließ sein Votum für die Aktie auf 'Reduce' mit einem Kursziel von 15,00
Euro.
Die US-Bank JPMorgan beließ Rhön-Klinikum auf 'Neutral'. Für die Aktie sei
der Rückzug von Fresenius kurzfristig klar negativ, schrieb Analyst David
Adlington. Der Kurs habe schließlich vor dem Interesse von Fresenius bei
lediglich 14 Euro gelegen, und seitdem habe noch eine Gewinnwarnung durch
Rhön-Klinikum gegeben. Ein Kurs unter 14 Euro sei daher fundamental
gerechtfertigt. Angesichts der Beteiligungsverhältnisse bei Rhön sieht er ein
anderes Angebot für den Klinikbetreiber auf absehbare Zeit als höchst
unwahrscheinlich an.
'GROSSE ENTTÄUSCHUNG'
'Für den Markt und die Investoren ist die Absage eine große Enttäuschung',
sagte Analystin Theresa Dick vom Bankhaus Lampe,die zwar beim 'Kaufen'-Urteil
für Rhön blieb, das Kursziel aber von 22,50 auf 17,00 Euro senkte. Vor allem die
Ankündigung von Asklepios vor dem Wochenende, die Anteile weiter aufstocken zu
wollen, dürfte aus ihrer Sicht ausschlaggebend für die Absage gewesen sein. Der
Krankenhaus-Markt sei von Ãœbernahmefantasien getrieben worden - entsprechend
negativ sei die Meldung nun zu werten.
Equinet-Analyst Konrad Lieder schätzt die Unternehmensbestandteile des
Klinikbetreibers weiter als fundamental attraktiv ein. Doch könnte das
Management in Frage gestellt werden, und eine Reihe unfreundlich gestimmter
Minderheitsaktionäre könnte operative Störungen verursachen. So könnte sich die
Situation festfahren. Lieder blieb aber beim 'Buy'-Votum mit einem Kursziel von
21,00 Euro für die Aktie./fat/gl/he
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| 03.09.2012