(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die vorerst geplatzte Übernahme von Rhön-Klinikum
<RHK.ETR> hat deren Aktien am Montag einbrechen lassen. Die Titel des
Klinikbetreibers büßten zum Handelsschluss als schwächster MDax <MDAX.ETR> 8,90
Prozent auf 17,20 Euro ein. Damit gingen sie aber immer noch klar erholt vom
Tagestief, das mit minus 15,70 Prozent bei 15,915 Euro markiert worden war, aus
dem Handel. Der MDAX schloss mit plus 1,07 Prozent. Die Papiere des
Medizinkonzerns Fresenius <FRE.ETR>, der nicht genug Rhön-Aktionäre mit seiner
Übernahmeofferte hatte überzeugen können, schlossen mit plus 0,75 Prozent auf
82,39 Euro. Der Dax <DAX.ETR> beendete den Handel 1,24 Prozent höher.
Fresenius hat sein Ziel aus dem Übernahmeangebot für den Klinikbetreiber
Rhön verfehlt. Der Betreiber der Helios-Klinken wollte mindestens 90 Prozent
plus eine Aktie an Rhön erwerben und hatte 20,50 Euro je Aktie geboten.
Insgesamt waren 84,3 Prozent des Grundkapitals von Rhön angedient worden. Der
Fresenius-Konkurrent Asklepios-Kliniken hatte sich noch kurz vor Fristablauf
eingeschaltet und 5,01 Prozent an Rhön erworben. Laut Fresenius-Vorstandschef
Ulf Schneider wurde so die Ãœbernahme blockiert, ohne 'konstruktive Alternative'
anzubieten. Fresenius arbeitet nun nach eigenen Angaben weiter an der Fusion, um
den europaweit größten privaten Krankenhausbetreiber mit einem Umsatz von rund
sechs Milliarden Euro zu formen.
ÃœBERNAHME NOCH NICHT KOMPLETT VOM TISCH
Einem Börsianer zufolge waren die Rhön-Aktien wegen der Aktion von Asklepios
zwar bereits vor dem Scheitern der Ãœbernahme unter Druck geraten. Mit den Fakten
rutschten sie nun aber nochmals ab. Er wies zudem darauf hin, dass Rhön-Klinikum
einen negativen Einfluss des gescheiterten Ãœbernahmeprozesses auf die eigene
Ertragslage sieht. Im Verlauf habe sich die Stimmung aber wieder gebessert,
nachdem Rhön-Gründer und Großaktionär Eugen Münch am zunächst gescheiterten
Verkauf an Fresenius festhält und mit einer baldigen Lösung rechnet. Er wolle
bald mit dem Chef von Asklepios sprechen. Der Rhön-Konkurrent hatte vergangene
Woche mit seinem Einstieg kurz vor Auslaufen des Ãœbernahmeangebots von Fresenius
die geplante Transaktion maßgeblich blockiert. 'Da wird es noch weitere Aussagen
geben', meinte ein Händler. Die Sektorkonsolidierung gehe weiter und alle
Parteien hielten nun einen Anteil an Rhön. Die Aktie dürfte sich nun etwas
erholen.
Equinet-Analyst Edouard Aubery sah zwar kurzfristig starken Verkaufsdruck
auf die Rhön-Aktien. Weil die Übernahme noch nicht komplett vom Tisch sei und er
den fairen Wert weiter bei knapp 22 Euro sehe, könnten sich nun aber
interessante Kaufgelegenheiten für mittelfristig orientiere Investoren ergeben.
Auch für Fresenius seien die gescheiterten Verhandlungen schließlich eine
schlechte Nachricht. Fresenius habe indes auch ohne Rhön-Klinikum genügend
Möglichkeiten für ein externes Wachstum, etwa durch weitere Akquisitionen der
Töchter Helios und Kabi, betonte Aubery. Er ließ die Aktie auf 'Accumulate' mit
einem Ziel von 89,00 Euro. Auch Analyst Timo Kürschner von der Landesbank
Baden-Württemberg (LBBW) schrieb: 'Obwohl ein Zusammenschluss für beide Konzerne
begrüßenswert gewesen wäre, könnte insbesondere Helios mit Fresenius im Rücken
auch gut allein überleben.' Bei einem Scheitern würde aber 'eine historische
Chance zum Aufbau eines großen privaten Klinikbetreibers mit einem nennenswerten
Anteil am deutschen Klinikmarkt auf Jahre hinaus verzögert.'
WARBURG STUFT HOCH
Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research stufte die Rhön-Aktie nach der
gescheiterten Ãœbernahme von 'Hold' auf 'Buy' hoch und senkte sein Kursziel
lediglich von 22,50 auf 21,50 Euro. Seine Schätzungen habe er wegen Beratungs-
und Rechtskosten sowie der neuen Unsicherheit als Belastung für das
Tagesgeschäft etwas reduziert. Da er aber weiter auf einen Fairen Wert von 21,50
Euro komme, halte er den kräftigen Rückschlag für eine Kaufgelegenheit. Die
britische Investmentbank HSBC hatte Rhön-Klinikum bereits am Freitag in Reaktion
auf den Kurssturz von 'Underweight' auf 'Neutral' hochgestuft und das Ziel auf
18,00 Euro belassen./fat/rum/sf/he
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| 02.07.2012