(Neu: Kreise zu neuem Angebot, Aussagen Rhön-Konferenz, weitere Details)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Ãœbernahmepoker um den privaten Klinikbetreiber
Rhön-Klinikum <RHK.ETR> geht in die nächste Runde. Eine zweite Offerte des
hessischen Medizinkonzerns Fresenius <FRE.ETR> für Rhön-Klinikum wird nach
Aussagen aus Finanz- und Branchenkreisen immer wahrscheinlicher. 'Derzeit wird
an einem zweiten Übernahmeversuch gearbeitet, bei dem Fresenius zunächst einen
Anteil von 50 Prozent plus eine Aktie an Rhön-Klinikum übernehmen könnte', sagte
eine mit der Transaktion vertraute Person am Donnerstag der
Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Anteil könnte dann nach und nach in
Richtung 90 Prozent ausgebaut werden.
Das Rhön-Management lehnte eine Stellungnahme ab: 'Es ist zu früh, um einen
Kommentar über ein mögliches zweites Übernahmeangebot von Fresenius abzugeben',
sagte Finanzvorstand Erik Hamann. Dafür müsste erst eine zweite Offerte auf dem
Tisch liegen. Dies sei bisher nicht der Fall.
Ein Fresenius-Sprecher sagte, die Entscheidung über das weitere Vorgehen
solle weiterhin im August fallen. Fresenius-Chef Ulf Schneider und
Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch seien in intensiven Gesprächen, hieß es
übereinstimmend von mehreren Quellen. Rhön-Aktien reagierten mit einem
Kurssprung und stiegen am Nachmittag um 5,07 Prozent auf 18,45 Euro.
ZUSTIMMUNG DES AUFSICHTSRATES OFFEN
Innerhalb eines Jahres kann Fresenius ohne die Zustimmung des
Rhön-Vorstandes und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
kein weiteres Übernahmeangebot für Rhön abgeben. Noch offen sei zudem die Frage,
ob der Aufsichtsrat von Fresenius dem Versuch, 50 Prozent plus eine Aktie zu
übernehmen, zustimme, sagte eine zweite Person. Denn mit dem Anteil könne
Fresenius den Konkurrenten nicht wie ursprünglich geplant von der Börse nehmen
und die angestrebten Kosteneinsparungen vollständig umsetzen. Bei der Abstimmung
über die Höhe der Dividende auf der jährlichen Hauptversammlung wie auch bei der
Besetzung des Aufsichtsrates hätten die Hessen aber eine Mehrheit.
Fresenius war Ende Juni mit seiner ersten Übernahmeofferte über 3,1
Milliarden Euro gescheitert. Inklusive Schulden ergab sich eine Summe von 3,9
Milliarden Euro für Rhön. Dem Konzern waren zwar rund 84 Prozent der
Rhön-Anteile angedient worden. Die angestrebten 90 Prozent, die laut
Rhön-Satzung für Satzungsänderungen wie auch für Kapitalmaßnahmen nötig sind,
verfehlten die Hessen aber. Der Eigner des Konkurrenten Asklepios, Bernard
Broermann, hatte rund 5 Prozent der Rhön-Anteile erworben und so den Deal
verhindert. Neben Gesprächen mit Münch gab es auch Gespräche zwischen
Fresenius-Chef Schneider und Broermann, hieß es im Juli aus Kreisen. Aktuell
gehören zum Rhön-Konzern in Deutschland 54 Kliniken sowie 39 Medizinische
Versorgungszentren. Die Franken beschäftigten Ende Juni rund 43.000 Mitarbeiter.
BERATERKOSTEN DRÜCKEN RHÖN-GEWINN
Der Übernahmekampf hatte für Rhön-Klinikum ein bitteres Nachspiel. Denn
dadurch waren bei dem Unternehmen Beratungskosten in Millionenhöhe angefallen.
Zusammen mit Belastungen aus dem Klinikum Gießen Marburg war der Gewinn vor
Minderheiten in den ersten sechs Monaten um 40,5 Prozent auf 50,1 Millionen Euro
eingebrochen. Rhön-Chef Wolfgang Pföhler hatte die gesenkte Jahresprognose
bekräftigt - weitere Belastungen durch den Ende Juni gescheiterten
Ãœbernahmeversuch durch Fresenius aber nicht ausgeschlossen. Fresenius hatte
Anfang August im Zusammenhang mit der Offerte 26 Millionen Euro Einmalkosten
ausgewiesen. Die Millionensummen zeigen, in welchem Ausmaß externe Dienstleister
wie Banken und Berater von Fusionsvorhaben profitieren, auch wenn diese nicht
zustande kommen./ep/she/he
--- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---
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| 09.08.2012