(neu: weitere Aussagen des Vorstandes aus Analystenkonferenz, aktueller
Aktienkurs)
BAD NEUSTADT (dpa-AFX) - Das neue Management des fränkischen
Klinikbetreibers Rhön-Klinikum <RHK.ETR> hat sich nach einem turbulenten Jahr
mit einem massiven Gewinneinbruch viel vorgenommen. 'Es wird die gemeinsame
Aufgabe des Vorstands sein, das Unternehmen rasch besser aufzustellen', sagte
der seit Januar im Chef-Sessel sitzende Martin Siebert bei der Vorlage
vorläufiger Zahlen am Donnerstag. Siebert, der lange für den Hamburger
Konkurrenten Asklepios gearbeitet hat, zeigte sich 'vorsichtig optimistisch', in
einem 'überschaubaren Zeitraum eine positivere Entwicklung insbesondere bei der
Ergebnislage zeigen zu können.'
Verzögerungen bei der Restrukturierung des Klinikums Gießen-Marburg (UKGM)
sowie Beratungskosten in Zusammenhang mit der im Vorjahr spektakulär
gescheiterten Übernahme durch den Medizinkonzern Fresenius <FRE.ETR> haben Rhön
zugesetzt.
2012 brach der Konzerngewinn um 43 Prozent auf 92 Millionen Euro ein. Das
operative Ergebnis (EBITDA) sank um 14 Prozent auf 292 Millionen Euro, während
der Umsatz dank gestiegener Patientenzahlen auf den Rekordwert von 2,86
Milliarden Euro stieg. Rhön profitierte bei den Erlösen auch von der Übernahme
der Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken (HSK). Seit Mai 2012 wird die Klinik, an
der die Franken 49 Prozent halten, erstmals konsolidiert.
Finanzchef Jens-Peter Neumann will nun alle 43 Standorte an die kurze Leine
legen und regelmäßig in die Bücher schauen: Das operative Geschäft soll so
besser überwacht werden und die Ergebnisse sollen sich verbessern. Anhand von
drei bis fünf Kennzahlen soll jede Klinik sehen, wo sie stehe, hieß es.
Im laufenden Geschäftsjahr hoffen die Franken auf Besserung: Der
Konzerngewinn soll auf 110 Millionen Euro steigen, das operative Ergebnis
(EBITDA) auf 325 Millionen Euro zulegen. Beim Gewinn wie auch beim Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird eine Schwankungsbreite von plus/minus
fünf Prozent erwartet. Steigende Patientenzahlen sollen den Umsatz erstmals auf
3 Milliarden Euro hieven (plus/minus 2,5 Prozent).
Die größte Herausforderung ist, das unter dem Strich defizitäre Uniklinikum
Gießen-Marburg (UKGM) wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. 2012 blieb das
Ergebnis der Uniklinik operativ in der Gewinnzone, doch hohe Abschreibungen
sorgten unter dem Strich für ein Minus, hatte Neumann jüngst gesagt. Der Ansatz
der beauftragten Unternehmensberatung McKinsey sei richtig, um Ende 2014 im
Uniklinikum Gießen und Marburg unter dem Strich einen Gewinn zu erzielen, sagte
Siebert am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Die Resultate für 2012 sowie der Gewinnausblick hätten die Erwartungen
leicht verfehlt, sagte ein Börsianer. Rhön-Aktien notierten nach anfänglichen
Kursverlusten mit plus 0,03 Prozent auf 15,25 Euro kaum verändert. 'Der Ausblick
ist sehr vorsichtig und ich hoffe, dass das Management ihn im Laufe des Jahres
anhebt', sagte Analyst Timo Kürschner von der LBBW.
Der frühere Investmentbanker Neumann, der von 2006 bis Anfang 2009 Leiter
des Kapitalmarktgeschäfts bei Dresdner Kleinwort war, soll das verlorengegangene
Vertrauen am Aktienmarkt wieder herstellen und dem Aktienkurs auf die Sprünge
helfen. Neumann ist ein Vertrauter von Großaktionär und Aufsichtsratchef Eugen
Münch. Münch hatte die gescheiterte Übernahme durch Fresenius eingefädelt.
Ende Februar will der Finanzchef in Gesprächen mit den größten Aktionären
einen Ausweg aus der verworrenen Patt-Situation finden. Denn während der
Ãœbernahmeschlacht sind Konkurrenten wie Asklepios, B. Braun Melsungen und
Fresenius bei Rhön eingestiegen. Auch einige der hinter den Sana Kliniken
stehenden Versicherungskonzernen dürften Anteile halten. Zudem ist der
Hedgefonds-Milliardär John Paulson mit knapp unter fünf Prozent beteiligt.
Fresenius hatte insgesamt 3,1 Milliarden Euro geboten, die angepeilten 90
Prozent der Rhön-Anteile aber knapp verfehlt. Der Eigner des Konkurrenten
Asklepios, Bernard Broermann, vereitelte das Geschäft, indem er rund 5 Prozent
an Rhön erwarb. Asklepios will offenbar mehr: Der Konzern hat beim
Bundeskartellamt eine Aufstockung auf zehn Prozent beantragt. Die Behörde will
darüber am 8. März entscheiden. Die Wettbewerbshüter haben allerdings bereits
Bedenken angemeldet: Asklepios könnte mit der Sperrminorität wichtige
Entscheidungen wie Kapitalmaßnahmen oder Satzungsänderungen blockieren. Dafür
ist die Zustimmung von mehr als 90 Prozent des vertretenen Kapitals
notwendig./ep/jha/he
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| 21.02.2013