(neu: weitere Aussagen des Managements)
BAD NEUSTADT A.D.SAALE (dpa-AFX) - Der private Krankenhausbetreiber
Rhön-Klinikum <RHK3.ETR> strebt mit der Übernahme von 49 Prozent an den
Wiesbadener Dr. Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) einen weiteren Umsatzzuwachs an.
Zunächst wird die defizitäre Klinik aber eine Belastung für den MDax-Konzern
<MDAX.ETR> aus Franken. Der Konzerngewinn werde 2012 auf 145 Millionen Euro
zurückgehen, teilte der Helios-Konkurrent am späten Donnerstagabend mit. Im
Vorjahr standen dank einer Steigerung der Patientenzahl um rund zwölf Prozent
noch 161 Millionen Euro in den Büchern.
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Wiesbaden hatte am Abend mit
großer Mehrheit dem Verkauf des Minderheitsanteils der (HSK) an den MDax-Konzern
zugestimmt. Rhön werde die Klinik wieder in die schwarzen Zahlen führen, sagte
Rhön-Klinikum-Chef Wolfgang Pföhler. Im Zuge der Beteiligung soll Rhön die
unternehmerische Verantwortung im größten Krankenhaus der hessischen
Landeshauptstadt übernehmen. Die Franken haben sich damit gegen die beiden
Konkurrenten - die Krankenhaustochter Helios des Medizinkonzerns Fresenius
<FRE.ETR> und die Sana Kliniken durchgesetzt.
Der Teilverkauf ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern, denn ein
anlaufendes Bürgerbegehren gegen den Verkauf könnte die Unterschrift um
entscheidende Wochen hinauszögern. Das Angebot des privaten Krankenhauskonzerns
Rhön gilt nur bis zum 31. März. Nach früheren Berichten wird die Stadt rund 300
Millionen Euro für die defizitäre Klinik erlösen und behält im Aufsichtsrat die
Mehrheit. Der neue Eigentümer wird etwa 100 Millionen Euro Altschulden der HSK
übernehmen.
Vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden musste sich die Stadt festlegen, den
Vertrag nicht vor einem Eilentscheid über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens
zu unterzeichnen. Dieser Richterspruch wird für kommende Woche erwartet. Wer
hinter dem Bürgerbegehren steht, ist nach Angaben der Stadt nicht bekannt. Vor
Gericht wurde das Bündnis HSK Pro Kommunal von einem Anwalt vertreten. Die
HSK-Belegschaft und die Gewerkschaft Verdi billigen den Verkauf, den die große
Koalition von CDU und SPD eingeleitet hat.
Die Kartellbehörden müssen dem Einstieg noch zustimmen, teilte Rhön-Klinikum
weiter mit. Die Wiesbadener Klinik soll erstmals im zweiten Quartal 2012 in die
Konzernbilanz einfließen. In der HSK werden pro Jahr in 1.027 Betten rund 43.000
Patienten behandelt. Zuletzt lag der Umsatz des defizitären Krankenhauses mit
rund 3.100 Mitarbeitern bei über 200 Millionen Euro. Im Stadtgebiet betreibt die
Rhön-Klinikum AG bereits zwei Krankenhäuser, nämlich die Deutsche Klinik für
Diagnostik und die Aukamm-Klinik. Auch das Universitätsklinkum Gießen/Marburg
gehört zur Rhön-Gruppe.
Den Umsatz will Rhön-Klinikum 2012 unter Berücksichtigung der HSK auf 2,85
Milliarden nach 2,63 Milliarden Euro im vergangenen Jahr steigern. Das operative
Ergebnis (EBITDA) soll sich auf 350 Millionen Euro (VJ: 337) verbessern. Während
der Umsatz um 2,5 Prozent nach oben oder unten schwanken könne, rechnet Rhön bei
den Kennziffern für den Gewinn mit eine Schwankungsbreite von fünf Prozent nach
oben oder unten.
Rhön zählt neben Helios und dem Konkurrenten Asklepios zu den drei großen
privaten Krankenhausbetreibern in Deutschland. Bei den jüngsten Übernahmen in
Deutschland
- dem Verkauf der Damp-Gruppe sowie des Katholischen Klinikums Duisburg (KKD) -
hatte jedoch Helios den Zuschlag erhalten. 2009 hatte sich Rhön-Klinikum durch
eine Kapitalerhöhung brutto rund 460 Millionen Euro für Übernahmen
gesichert./ep/fko/he
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| 10.02.2012