FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Rennen um den Minderheitsanteil an der defizitären
Wiesbadener Dr. Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) geht in die heiße Phase. Ein Anteil
von 49 Prozent soll an die fränkische Rhön-Klinikum AG <RHK3.ETR> verkauft
werden, berichtete die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' in ihrer
Freitagsausgabe. Das wollten der verantwortliche Dezernent und Bürgermeister
Arno Goßmann (SPD) sowie die Vorsitzenden der Fraktionen von Union und
Sozialdemokraten dem Bericht zufolge den Stadtverordneten der großen Koalition
empfehlen. Goßmann bezeichnete den Bericht am Freitag auf Anfrage von dpa als
'reine Spekulation'. Es sei keine Vorentscheidung zugunsten der Rhön-Klinikum AG
gefallen.
Bis zum 30. Dezember seien drei gültige beurkundete Angebote für eine
Minderheitspartnerschaft eingegangen, hatte Goßmann am Donnerstag mitgeteilt.
Die Stadt wolle weiterhin Haupteigner der Klinik bleiben, das kommunale
Arbeitsrecht gelte weiterhin. Neben Rhön sind nach Informationen von dpa-AFX die
Berliner Krankenhaustochter des Bad Homburger Medizinkonzerns Fresenius
<FRE.ETR>, Helios und die Sana Kliniken mit von der Partie. Die Gebote
unterschieden sich nicht im gebotenen Preis, sondern eher in den Details,
verlautete aus den Kreisen. Würde Helios bei den Wiesbadenern zum Zuge kommen,
könnte es zu einer Kooperation mit den bereits zu Helios gehörenden
Krankenhäusern in Idstein und Bad Schwalbach kommen. Sprecher von Rhön und
Fresenius lehnten auf Anfrage von dpa-AFX einen Kommentar zu dem Zeitungsbericht
ab.
An der Börse reagierte die Rhön-Aktie bis zum Nachmittag mit einem Kursplus
von 2,54 Prozent auf 15,32 Euro. Die Franken waren bei den jüngsten
Klinikübernahmen in Deutschland leer ausgegangen. 2009 hatte Rhön-Klinikum durch
eine Kapitalerhöhung eine Finanzspritze über 460 Millionen Euro aufgezogen. Doch
die Mittel wurden von dem MDax-Konzern <MDAX.ETR> seitdem kaum genutzt. Rhön
dürfte nun einen wachsenden Druck zum Handeln durch die eigenen Investoren
spüren, erwartet Commerzbank-Analyst Volker Braun.
Nach Informationen der 'FAZ' liegt das Transaktionsvolumen insgesamt bei
mehr als 300 Millionen Euro. Diese Summe übertreffe die Erwartungen der
Kommunalpolitiker. Für das Angebot spreche auch, dass der Konzern schon heute
mit der Deutschen Klinik für Diagnostik und der Aukamm-Klinik in der hessischen
Landeshauptstadt vertreten sei. Beide Häuser sollen künftig mit den HSK
zusammenarbeiten. Die Stadt bleibt Mehrheitseigner, die Arbeitsverträge ändern
sich nicht. Rhön verpflichte sich, bis Ende 2015 keine betriebsbedingten
Kündigungen auszusprechen.
Nach der Beratung in den Fraktionen soll der Magistrat am Dienstag eine
entsprechende Beschlussvorlage verabschieden. Die endgültige Entscheidung der
Stadtverordneten ist für den 9. Februar vorgesehen. Der 'Wiesbadener Kurier'
hatte am Donnerstag geschrieben, dass offen sei, ob die Stadtverordneten - wie
ursprünglich geplant - schon am 9.Februar über die Partnersuche entscheiden oder
erst in ihrer Sitzung am 22. März.
Wiesbadens kommunale Klinik ist seit Jahren defizitär. Der Schuldenberg ist
zwischenzeitlich auf fast 100 Millionen Euro angewachsen. Eine Besserung ist
nicht in Sicht. CDU und SPD haben sich im Rahmen ihrer Koalitionsvereinbarung
entschlossen, Teile der HSK zum Verkauf anzubieten./ep/fko/DP/fn/tw
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| 13.01.2012