FRANKFURT (dpa-AFX) - In der Ãœbernahmeschlacht um den Krankenhauskonzern
Rhön-Klinikum <RHK.ETR> hat der Fresenius-Konkurrent <FRE.ETR> Asklepios eine
weitere Giftpille gezückt. Der Hamburger Familienkonzern will anscheinend eine
zweite Offerte des Bad Homburger Medizinkonzerns für Rhön mit aller Macht
verhindern. 'Wir haben beim Kartellamt eine Anfrage gestellt was passiert, wenn
wir die Meldeschwelle von zehn Prozent bei Rhön überschreiten', sagte ein
Asklepios-Sprecher am Freitag auf Anfrage.
Die Hamburger könnten mit einer Sperrminorität wichtige Entscheidungen wie
Kapitalmaßnahmen oder Satzungsänderungen bei dem MDax <MDAX.ETR>-Konzern
blockieren. Denn dafür ist die Zustimmung von mehr als 90 Prozent des
vertretenen Kapitals notwendig. Die Frage ist auch, ob eine Fusionskontrolle
eingeleitet würde.
KREISE: ASKLEPIOS HAT BEREITS RHÖN-VORSTAND INFORMIERT
Das Familienunternehmen, das bereits mehr als fünf Prozent an Rhön hält, hat
dessen Vorstand bereits über die Pläne informiert, hieß es in mit der
Transaktion vertrauten Kreisen. Ein Rhön-Sprecher sagte, dem Unternehmen liege
derzeit keine neue Stimmrechtsmeldung von Asklepios vor. Fresenius war vorerst
für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Asklepios habe den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an Rhön angemeldet,
bestätigte ein Sprecher der Wettbewerbsbehörde. Die Anmeldung sage aber nichts
darüber aus, ob der Konzern eine Übernahme von Rhön anstrebe oder nicht.
RHÖN-AKTIE LEGT LEICHT ZU
An der Börse legte die Rhön-Aktie nach der jüngsten Berg-und-Tal-Fahrt wegen
der Unsicherheit über eine zweite Offerte um 0,37 Prozent auf 18,92 Euro zu.
Fresenius müsse sich nun entscheiden, ob das Unternehmen sich 'den Ärger antun'
wolle, da es nach einer reinen Blockadehaltung durch Asklepios aussehe, sagte
ein Händler.
Ende Juni war Fresenius-Chef Ulf Schneider mit seinem ersten Gebot in Höhe
von 3,1 Milliarden Euro für Rhön gescheitert, weil die Bad Homburger nicht wie
angestrebt 90 Prozent der Rhön-Aktien einsammeln konnten. Bernard Broermann,
Gründer und Eigner der Klinikkette Asklepios, war beim ersten Übernahmeversuch
kurz vor Ende der Angebotsfrist mit gut fünf Prozent bei Rhön eingestiegen - um
die Bildung des mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzerns Deutschlands zu
verhindern.
Mit dem Schritt sorgte der Manager allerdings nicht nur bei Fresenius-Chef
Schneider und Rhön-Gründer Eugen Münch für Unmut. Auch Finanzinvestoren zeigten
sich verärgert, da sie durch das Scheitern der ersten Offerte viel Geld verloren
haben. So war der bekannte US-Hedgefonds-Investor John Paulson bei Rhön mit rund
vier Prozent eingestiegen und hatte sein Aktienpaket Fresenius zu 22,50 Euro
angedient.
NERVOSITÄT BEI INVESTOREN ENORM
Viele kurzfristig orientierte Fonds seien zu einem Preis von rund 21 Euro
bei Rhön eingestiegen. 'Die Nervosität ist enorm', sagte ein Hedgefonds-Manager
aus London. Für ihn sei unklar, was Fresenius daran hindere, ein neues Gebot
abzugeben. Die Nervosität ist verständlich, denn viele Fonds sitzen auf enormen
Verlusten. Die Investoren wollen wie Paulson ihre Papiere zum Angebotspreis von
22,50 Euro an Fresenius weiterreichen. Fresenius prüft derzeit einen zweiten
Anlauf. Eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen.
Die Bad Homburger könnten sich zunächst mit einer einfachen Mehrheit von 50
Prozent plus eine Aktie begnügen. Diese Konstellation wäre allerdings mit
Risiken behaftet. Denn damit hätte Fresenius zwar bei Abstimmungen über die
Dividende oder die Besetzung des Aufsichtsrates eine Mehrheit. Allerdings
könnten die Hessen Rhön nicht integrieren oder von der Börse nehmen./ep/stb
--- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---
Weitere Informationen: www.dpa-AFX.de
Vorherige
Managers' Transactions & Directors' Dealings
| 31.08.2012