BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Für den Medizinkonzern Fresenius <FRE.ETR> wird ein
neuer Versuch zur Übernahme des Krankenhausbetreibers Rhön-Klinikum <RHK.ETR>
offenbar immer schwieriger. Nun habe auch der viertgrößte private deutsche
Klinikbetreiber Sana Kliniken Rhön-Aktien aufgekauft, berichtete die 'Financial
Times Deutschland' (Donnerstag) unter Berufung auf Branchenkreise. Sana wollte
das nicht kommentieren. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage aber, dass sich ihr
Unternehmen als 'Konsolidierer in der Branche' verstehe.
Wie viele Anteile Sana kaufte, ist laut Zeitung unklar. Eine
Stimmrechtsmitteilung von Rhön, die bei Überschreiten der Schwelle von 3 Prozent
der Anteile fällig wäre, gab es bislang nicht. Fresenius wollte die Entwicklung
ebenfalls nicht kommentieren. Ein Sprecher erklärte, dass das Unternehmen weiter
alle Möglichkeiten prüfe, Rhön doch noch zu übernehmen. Der Dax-Konzern
<DAX.ETR> wolle über konkrete Schritte so schnell wie möglich entscheiden.
Das Ringen um Rhön war im April eröffnet worden: Damals bot Fresenius über
seine Kliniktocher Helios 3,9 Milliarden Euro einschließlich Schulden. Die
Offerte war davon abhängig, dass 90 Prozent der Aktien angedient würden. An der
Schwelle waren die Hessen nur knapp gescheitert. Das lag vor allem an Konkurrent
Asklepios. Der Klinikbetreiber hatte kurz vor Ablauf der Fresenius-Annahmefrist
Ende Juni mitgeteilt, mehr als fünf Prozent an Rhön-Klinikum erworben zu haben.
Die unüblich hohe Schwelle von 90 Prozent hängt mit der Rhön-Satzung zusammen,
die eine Sperrminorität von 10 Prozent vorsieht.
Mit Sana hätten nun alle drei großen Wettbewerber aus der privaten
Klinikbranche Anteile an Rhön. Fresenius selbst hatte mehr als drei Prozent
Anteile am Markt aufgekauft. Damit droht eine gegenseitige Blockade bei der
angestrebten Konsolidierung. Die Rhön-Aktie verlor am Donnerstagvormittag rund
0,6 Prozent an Wert und damit etwas stärker als der MDax <MDAX.ETR>. Händler
fühlen sich nach eigenen Angaben bereits an die Situation beim Pharmagroßhändler
Anzag erinnert, bei dem bis 2010 ebenfalls viele Konkurrenten beteiligt waren,
ehe der britische Marktführer Alliance Boots die Kontrolle übernahm.
Helios, Rhön und Asklepios formen als etwa gleich große Unternehmen das
Trio der größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland - mit jeweils 2,6 bis
2,7 Milliarden Euro Jahresumsatz. Als Nummer vier folgt Sana mit 1,6 Milliarden
Euro Umsatz. Die Wettbewerber hinter diesem Quartett sind weit abgeschlagen.
Angesichts der schlechter werdenden Aussichten für einen Durchbruch bei Rhön
spekulieren Anleger bereits über mögliche neue Ziele von Fresenius, das sich für
den Rhön-Kauf über eine Kapitalerhöhung frisches Geld besorgt hatte. Möglich
könnte etwa eine Stärkung der Generikatochter Kabi sein./enl/men/she
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| 12.07.2012