WIESBADEN (dpa-AFX) - Deutschlands zweitgrößter Krankenhausbetreiber
Rhön-Klinikum <RHK.ETR> wappnet sich nach der gescheiterten Übernahme durch
Fresenius für eigene Zukäufe. Er wird dabei mit einer neuen Führungsspitze
antreten. Der bisherige Vorstandschef Wolfgang Pföhler und Finanzvorstand Erik
Hamann verlassen nach Unstimmigkeiten das Unternehmen. Rhön-Gründer und
Aufsichtsratschef Eugen Münch - der mit 12,5 Prozent auch größter Einzelaktionär
ist - habe den Vorstand wieder etwas enger an sich binden und Handlungsfähigkeit
demonstrieren wollen, verlautete am Freitag aus mit den Vorgängen vertrauten
Kreisen.
Pföhler geht auf eigenen Wunsch zum Jahreswechsel, wie die Rhön-Klinikum AG
am Donnerstag bei der Ankündigung des Führungswechsels mitgeteilt hatte. Sein
Vertrag wäre im April 2014 ausgelaufen. Als Favorit für den Chefposten gilt nach
Informationen aus Kreisen Martin Siebert, früherer Manager des Rivalen
Asklepios. Er fängt Anfang Oktober bei Rhön an, hat aber noch kein
Vorstandsressort.
Zwischen Pföhler und Hamann auf der einen und Aufsichtsratschef Münch auf
der anderen Seite hätten die Spannungen seit Anfang September zugenommen,
berichteten langjährige Kenner des Unternehmens. Münch sei für ein Zusammengehen
mit Fresenius gewesen. Pföhler und Hamann hätten nach dem Scheitern der Offerte
von Fresenius in Zusammengehen mit dem Münchner Wettbewerber Sana Kliniken
favorisiert, verlautete aus Kreisen.
Finanzchef Hamann verlässt den Vorstand zum 30. September. Der Aufsichtsrat
schickt aus den eigenen Reihen Jens-Peter Neumann, um Hamann zu ersetzen.
Neumann wird dem Unternehmen zufolge zum 1. November in den Vorstand wechseln
und sein Aufsichtsratsmandat ruhen lassen. Im Vorstand soll Neumann künftig für
Finanzen, Rechnungswesen, Investor Relations und Controlling verantwortlich
sein.
Börsianer Andreas Lipkow von MWB Fairtrade sagte zu dem Wechsel: 'Der Markt
geht wohl davon aus, dass das neue Vorstandsmitglied 'fusionswilliger' ist.
Immerhin weiß der Neue, in was für eine Situation er hineinkommt.' Rhön-Aktien
waren am Vortag mit Gewinnen aus dem Handel gegangen.
Rhön-Vorstandsmitglied Volker Feldkamp kündigte weitere Zukäufe im
Krankenhausbereich an. 'Wir befinden uns derzeit mit einer guten Handvoll
Krankenhausträgern in Gesprächen', sagte er in einem Gespräch mit den
Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Die Mittel für Zukäufe seien vorhanden.
Rhön selbst hatte im Frühjahr mit der 300 Millionen Euro teuren Übernahme von 49
Prozent an den Wiesbadener Horst Schmidt Kliniken (HSK) einen der größten
Zukäufe der vergangenen Jahre gestemmt. Die Verschuldung von Rhön war durch den
Zukauf gestiegen. Ende Juni lag die Nettoverschuldung bei 832,3 Millionen Euro.
Der deutsche Krankenhausmarkt ist nach der gescheiterten Milliardenofferte
für Rhön in Aufruhr. Auf dem stark zersplitterten Markt wetteifern die privaten
Anbieter um potenzielle Übernahmeziele wie Krankenhäuser unter kommunaler oder
kirchlicher Trägerschaft.
Fresenius war mit der Übernahme von Rhön an der hohen Annahmeschwelle von 90
Prozent und an der Konkurrenz gescheitert. Der Eigentümer des konkurrierenden
Krankenhauskonzerns Asklepios, Bernard Broermann, hatte sich einen Rhön-Anteil
von mehr als fünf Prozent gesichert und damit die Komplett-Übernahme torpediert.
Nach monatelangem Pokern strich Fresenius Anfang September schließlich die
Segel.
Der konkurrierende Krankenhausbetreiber Sana will derzeit kein
Übernahmeangebot für Rhön abgeben. 'Die Gründe, warum die Übernahme (durch
Fresenius) gescheitert ist, haben sich in der Zwischenzeit nicht geändert und
ich halte eine Übernahme von Rhön durch Sana derzeit für genauso wenig
erfolgversprechend wie den Versuch von Fresenius', sagte Sana-Vorstandschef
Michael Philippi dpa-AFX./ep/fko/fbr/stb/DP/sf
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| 28.09.2012