FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der gescheiterten Ãœbernahme durch Fresenius
<FRE.ETR> sucht die neue Führungsriege von Rhön-Klinikum das Gespräch mit
Konkurrenten und strategischen Investoren: 'Wir werden ab morgen auf einer
Roadshow sein und dabei mit rund 100 Investoren sprechen', sagte Finanzvorstand
Jens-Peter Neumann am Donnerstag in Frankfurt. Auch mit den an dem MDax-Konzern
beteiligten Konkurrenten wie Asklepios, B. Braun, Fresenius und den
Sana-Kliniken, sowie mit deren Eigentümer würden bis Ende Februar Gespräche
geführt, sagte Rhön-Chef Martin Siebert. Der Manager rechnet nicht mit einer
schnellen Lösung.
Ende Juni 2012 war Fresenius mit seiner Milliardenofferte gescheitert, weil
die Bad Homburger nicht wie angestrebt 90 Prozent der Rhön-Aktien einsammeln
konnten. Mit einer Sperrminorität von zehn Prozent können bei Rhön wichtige
Entscheidungen wie Kapitalmaßnahmen oder Satzungsänderungen blockiert werden.
Denn dafür ist die Zustimmung von mehr als 90 Prozent des vertretenen Kapitals
notwendig.
Bernard Broermann, Gründer und Eigner der Klinikkette Asklepios, war kurz
vor Ende der Angebotsfrist mit gut fünf Prozent bei Rhön eingestiegen, um die
Bildung des mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzerns Deutschlands zu
verhindern. Das neue Führungsduo will nun erfahren, wie und ob sich die Blockade
lösen lässt. Es sei viel Porzellan zerschlagen worden, sagte Siebert.
Am Markt wurde spekuliert, Siebert und Neumann strebten eine Änderung der
Satzung an. Doch das ist nicht der Fall: 'Die Sperrminorität von 90 Prozent
interessiert uns in den kommenden Jahren gar nicht', sagte Neumann. Operativ sei
Rhön-Klinikum trotz der 90-Prozent-Hürde und der konfliktträchtigen
Aktionärsstruktur 'voll handlungsfähig'.
Dem MDax-Konzern haben die Probleme im Universitätsklinikum Gießen/Marburg
und der gescheiterte Ãœbernahmeversuch durch Fresenius stark zugesetzt. Nun soll
die Organisation gestrafft werden. Im November wurde die Ergebnisprognose für
2012 zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate gekappt. 'Wir haben bei den
Ergebnissen Federn lassen müssen', sagte Siebert und führte die laufenden
Verluste des Uni-Klinikums auf hohe Lasten für Zinsen und Abschreibungen zurück.
Das Klinikum ist das größte Sorgenkind. Nach einem mit der
Unternehmensberatung McKinsey erarbeiteten Plan, der den Abbau von gut 250
Stellen vorsehe, solle die Klinik Ende 2014 wieder schwarze Zahlen schreiben,
sagte Neumann. Operativ sei Gießen/Marburg bereits heute profitabel. Rhön habe
als Krankenhausbetreiber Anspruch auf öffentliche Fördergelder, etwa für die
Sanierung von Gebäuden. Darauf habe der Konzern in der Vergangenheit kaum
zurückgegriffen. Diesen Verzicht könne man sich nicht mehr leisten. Bei der
Profitabilität strebe der Konzern für die Kliniken im Schnitt eine operative
EBITDA-Marge von 14 Prozent an, sagte Neumann.
Auch bei Zukäufen will Deutschlands zweitgrößter Krankenhausbetreiber
stärker aktiv werden. Für eigene Zukäufe habe Rhön 'mehrere hundert Millionen'
als finanziellen Spielraum zur Verfügung, sagte Finanzvorstand Neumann. Mit
einem großen Übernahmeschub rechne er wegen des Wahljahres 2013 nicht. Die
Franken hatten vor einem Jahr mit der 300 Millionen Euro teuren Ãœbernahme von 49
Prozent an den Wiesbadener Horst Schmidt Kliniken (HSK) einen der größten
Zukäufe der vergangenen Jahre gestemmt.
Rhön hatte das Klinikum mit den beiden Standorten Gießen und Marburg 2006
übernommen. Siebert zeigte sich auch mit Blick auf die Diskussion über die
Partikeltherapieanlage zuversichtlich, dass eine Lösung mit dem Land erreicht
werde. Hessen hatte von Rhön ursprünglich erwartet, dass die rund 120 Millionen
Euro teure Partikeltherapieanlage zur Krebstherapie spätestens Ende 2012 den
Betrieb aufnimmt. Dies ist aber wegen anhaltender technischer Schwierigkeiten
nicht geschehen. Rückstellungen seien von Rhön in diesem Zusammenhang nicht
gebildet worden, sagte Neumann./ep/fbr/stb
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| 24.01.2013