BERLIN (dpa-AFX) - Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser
hat sich seit 2010 laut einer Studie weiter verschlechtert. Zu diesem Ergebnis
kommt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in
seinem achten Krankenhaus-Report, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Mittlerweile dürften sich 15 Prozent im 'roten Bereich' mit erhöhter
Insolvenzgefahr befinden, nach 10 Prozent im Jahr 2010. Auch langfristig würden
die Kosten voraussichtlich stärker steigen als die Erlöse, und damit dürfte die
Lage angespannt bleiben, heißt es in dem Bericht weiter.
Der Krankenhaus-Markt in Deutschland ist zuletzt mit der Ende April
angekündigten Übernahme des fränkischen Klinikbetreibers Rhön-Klinikum <RHK.ETR>
durch den hessischen Konkurrenten Fresenius <FRE.ETR> stärker in Bewegung
geraten. Durch den Zusammenschluss entsteht der europaweit größte private
Krankenhausbetreiber mit einem Umsatz von rund 6 Milliarden Euro. Eine weitere
Marktkonsolidierung könne helfen, den Krankenhausmarkt zu stabilisieren,
urteilen die Autoren. Denkbar sei, dass sich schließlich fünf große
überregionale Klinikverbünde herauskristallisierten mit insgesamt rund 60
Prozent Marktanteil. Sie würden eng mit starken Partnern aus dem kommunalen und
universitären Bereich kooperieren und jeweils eine gemeinsame Dachmarke bilden.
Daneben gäbe es mehrere regionale Verbünde, vor allem in kommunaler
Trägerschaft. Einige Solisten mit besonderem Nischenangebot würden sich wohl
behaupten.
Betrachte man die wirtschaftliche Situation nach Trägern, schnitten
öffentlich-rechtliche Kliniken durchschnittlich schlechter ab als
freigemeinnützige oder private. So hätten 2010 18 Prozent der
öffentlich-rechtlichen Häuser einen Verlust verbucht, aber nur neun Prozent der
freigemeinnützigen und zwei Prozent der privaten. Die Ausgaben für Krankenhäuser
betrugen 2010 insgesamt 74 Milliarden Euro - ein Plus von 4,7 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. Zwischen 2005 und 2010 seien die Ausgaben für
Krankenhäuser um rund ein Fünftel gestiegen. Die Studie basiere auf einer
Stichprobe von 705 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2009, die insgesamt 1.057
Krankenhäuser umfassten, sowie 286 Jahresabschlüssen aus dem Jahr
2010./ep/stw/stb
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| 14.06.2012