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RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt | 27.09.2022

1975 Stunden Beatmung: Notwendige Luft zum Leben

Wer aufgrund einer lebensbedrohlichen Erkrankung nicht mehr von alleine ausreichend atmet, dem kann mit einer künstlichen Beatmung das Leben gerettet werden. Für Patienten, die hierdurch nach längerer Beatmungsphase nicht wieder aus eigener Kraft atmen können, wird eine spezielle Entwöhnungstherapie verfolgt, das sogenannte Weaning. Schrittweise soll die Fähigkeit zum selbständigen Atmen wiedererlangt werden.

Am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt erfolgt die oft sehr aufwändige und komplexe Behandlung langzeitbeatmeter Patienten auf der neurologischen Intensivstation im Rahmen der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation. Der Entwöhnungsprozess verläuft bei jedem Patienten unterschiedlich. Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Zeit der Beatmung, desto seltener sind Komplikationen bei der Entwöhnung. Bei schweren Erkrankungen mit Langzeitbeatmung dauert es oft länger, bis die Atemarbeit wieder vollständig selbst übernommen werden kann. Patienten, die länger als sieben Tage über eine Trachealkanüle (Luftröhrenschnitt) beatmet werden und damit sehr oft eine verlängerte und komplizierte Entwöhnungsphase vom Beatmungsgerät haben, benötigen eine intensive Betreuung. 

„Das Weaning-Konzept ist ein integrativer Bestandteil auf der neurologischen Intensivstation und wird am Campus seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert. Allem voran ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team, das auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten eingeht, Grundvoraussetzung für eine dauerhafte erfolgreiche Entwöhnung von der Beatmung. Intensivpflegekräfte und Intensivmediziner arbeiten im Team mit speziell geschulten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden eng zusammen“, sind sich die beiden Chefärzte am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, Dr. Hassan Soda, Chefarzt der Klinik für Akutneurologie/Stroke Unit und neurologische Intensivmedizin und Dr. Volker Ziegler, Chefarzt der Klinik für neurologische Frührehabilitation, einig.

So auch im aktuellen Behandlungsfall von Herrn B. – ein 73-jähriger neurologischer Patient, der aufgrund seiner Erkrankung ein komplexes Weaning-Konzept benötigte, um von der maschinellen Langzeitbeatmung entwöhnt zu werden.

Erfolgreiche Entwöhnung von der Beatmung

Vor ein paar Monaten sah es für den 73-jährigen schlecht aus. Eine einfache Erkältung setzte ihm schwer zu.  Nachdem er zunehmend weniger Kraft in Armen und Beinen verspürte brach er zusammen und ein Klinikaufenthalt an der Universitätsklinik Erlangen folgte. Am 19. November 2021 kam es zu einer Verschlechterung seiner Atemsituation und Herr B. musste im künstlichen Koma intubiert und beatmet werden. Es erfolgte ein Luftröhrenschnitt mit Anlage einer Trachealkanüle zur Langzeitbeatmung. Als Herr B. im Dezember 2021 mit der Diagnose eines Guillain-Barré-Syndroms – eine Autoimmunerkrankung, die die Nerven angreift und zu einer kompletten Lähmung aller Extremitäten führt – auf die neurologische Intensivstation am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt verlegt wurde, konnte er nicht sprechen und sich nicht bewegen. Von selbstständig atmen ganz zu schweigen. Am Campus sollte die weitere intensivmedizinische Versorgung mit dem Ziel der Entwöhnung von der Beatmung und der Einleitung einer neurologischen Frührehabilitation fortgeführt werden. Nach der wochenlangen künstlichen Beatmung ist seine Atemmuskulatur erschlafft. Wie alle anderen Muskeln im Körper bilden sie sich zurück, wenn sie nicht genutzt werden. Die ersten Versuche wieder selbst zu Atmen, waren für Herrn B. sehr anstrengend. Ihm fehlte schlicht die Kraft, ausreichend Luft in die Lungen zu pumpen.

Herr B. gab nicht auf. Nach mehreren Anläufen gelang es schließlich am 21. Februar 2022, den Patienten nach 1975 Stunden von der Beatmungsmaschine zu entwöhnen. Auch wenn es oft Rückschritte gab und der weitere Verlauf durch Komplikationen bestimmt war, schaffte Herr B. in kleinen Schritten und auf Basis eines integrativen rehabilitativen Behandlungskonzeptes die vollständige Entwöhnung.

Zertifiziertes Weaning-Zentrum - Ausgezeichnete Behandlungsqualität

Die Entwöhnung eines beatmeten Patienten von einer maschinellen Atemunterstützung findet auf Grund der aufwändigen Behandlung im Idealfall in besonders qualifizierten Weaning-Zentren statt. Die neurologische Intensivstation der Klinik für Akutneurologie/Stroke Unit und neurologische Intensivmedizin sowie der Klinik für neurologische Frührehabilitation am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt ist kürzlich erfolgreich von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zertifiziert worden. In Bayern haben nur wenige neurologische Kliniken eine entsprechende Zertifizierung. Zur Vergabe des Zertifikats müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, z. B. die hohe Behandlungsqualität etc. Auch bestimmte Strukturmerkmale, Behandlungsinhalte und -erfolge spielen eine Rolle. Sind die Kriterien erfüllt, erhalten die Zentren die Zertifizierung und müssen die hohen Qualitätsstandards in regelmäßigen Überprüfungen nachweisen.

„Die Zertifizierung ist eine Bestätigung für die exzellente medizinische Versorgungsqualität auf der neurologischen Intensivstation am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt. Sie spiegelt eine exzellente Behandlungskompetenz in einem erfolgreichen interdisziplinären Team wieder. Nur durch ein höchstes Maß an Qualität kann eine bestmögliche und individuelle Patientenversorgung ermöglicht werden“, sagt Sandra Henek, Geschäftsführende Direktorin am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt.

Unter der Leitung von den Chefärzten Dr. Hassan Soda und Dr. Volker Ziegler sowie den verantwortlichen Oberärzten Frank Seidel und Roland von Rein, Anästhesisten und Intensivmediziner mit jahrelanger intensivmedizinischer Erfahrung, kann die neurologische Intensivstation am Campus ganz anders auf die Bedürfnisse der langzeitbeatmeten Patienten eingehen und damit eine Entwöhnung von der künstlichen Beatmung erfolgreich ermöglichen. Das Campus-Konzept Bad Neustadt ermöglicht seinen Experten in der Qualität der umfassenden Patientenversorgung sogar noch einen Schritt weiter zu gehen. Das heißt, die neurologische Intensivstation bietet neben diesem wichtigen Baustein der Zertifizierung noch einen entscheidenden Vorteil für die Behandlungsqualität von künstlich beatmeten Rehapatienten: „Der oft sehr langwierige Rehabilitationsprozess findet bei uns eingebettet in ein Klinikum der Schwerpunktversorgung statt. Moderne Diagnostik und Therapie können somit absolut zeitnah, individuell und in der Regel ohne Abverlegung in andere Krankenhäuser erfolgen“, so die Chefärzte Dr. Soda und Dr. Ziegler.
 

Kontakt:
RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt | Referentin Unternehmenskommunikation 
Katrin Maria Schmitt | T. +49 9771 66-26100 | kommunikation@campus-nes.de
 

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