Groß war das Interesse in der Bevölkerung, als es am 21. September am RHÖN-KLINIKUM Campus um die Herzmedizin ging, die mittlerweile auf eine vier Jahrzehnte umfassende und integrierte Patientenversorgung zurückblickt. Anlässlich dieses Jubiläums fand am Samstag auf Einladung der herzmedizinischen Kliniken am Campus ein Patientenseminar statt. Die vortragenden Ärztinnen und Ärzte informierten die Teilnehmenden über Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten, die sich aus den aktuellen Behandlungsmethoden in der Herzmedizin ergeben. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit zum direkten Austausch mit den Expertinnen und Experten.
Nach der Begrüßung durch den Chefarzt der Klinik für kardiologische Rehabilitation, Dr. Gerhard Alexander Müller, erläuterte Privatdozent Dr. Sebastian Barth, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie I, die Bedeutung der Diagnostik von Herzerkrankungen mittels Ultraschall. Anschließend berichtete Privatdozent Dr. Lukas Lehmkuhl, Chefarzt der Klinik für diagnostische Radiologie, über die schonende Diagnostik mit Schnittbildverfahren und erläuterte unter anderem die Vor- und Nachteile von CT und MRT. Privatdozentin Dr. Anja Schade, Chefärztin der Klinik für Kardiologie II, stellte die moderne Therapie von Herzrhythmusstörungen vor. Sie beantwortete grundlegende Fragen, unter anderem wie Herzrhythmusstörungen entstehen, und welche möglichen Symptome hierbei auftreten. Auch gab sie eine Einführung in die Methodik der Ablation: „Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigt. Es erhöht das Risiko für einen Schlaganfall und kann eine bestehende Herzschwäche verschlimmern. Eine neue Energieform, die ihren Einsatz bei der Katheterablation von Vorhofflimmern findet, ist die sehr effektive und besonders schonende Methode der Pulsed-Field-Ablation“, so Schade.
Prof. Dr. Sebastian Kerber, Chefarzt der Klinik für Kardiologie I und Ärztlicher Direktor am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, informierte die Teilnehmenden über die Behandlungsmöglichkeiten von Herzerkrankungen mittels Kathetertechniken: „Durch moderne kathetergestützte Eingriffe lassen sich manche Herzklappenfehler beheben und bieten somit schonende Behandlungsalternativen zur Operation am offenen Herzen. Gerade ältere Patienten profitieren von den vergleichsweise wenig belastenden Interventionen sowie auch jüngere Patienten mit hohem bis mittlerem Risiko“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Kerber. Den Abschluss bildete Prof. Dr. Anno Diegeler, Chefarzt der Klinik für Kardiochirurgie, der den Anwesenden die häufigsten Eingriffe am Herzen, moderne Verfahren und aktuelle Entwicklungen in der Herzchirurgie veranschaulichte. „In den letzte 40 Jahren haben wir hier in Bad Neustadt rund 150.000 Menschen am Herzen operiert. Es wurden einige Verfahren entwickelt, die mit kleinen Schnitten auskommen oder bei denen beispielsweise die neuen Herzklappen mittels Katheter-Verfahren korrekt platziert werden können. Wir können heute sehr genau einschätzen, ob operiert werden muss oder via Katheter behandelt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Anno Diegeler und ergänzt: „Der Trend geht heute zunehmend hin zu minimal-invasiven Katheter-Eingriffen. Allerdings sind Operationen am offenen Brustkorb auch in Zukunft nicht verzichtbar.“
Patient der ersten Stunde
Gegen Ende der Veranstaltung meldete sich aus dem Auditorium, zur Freude aller Referenten, ein Patient der ersten Stunde. Der 96-jährige Hans Hose aus Werneck-Schraudenbach ist vor über 39 Jahren in Bad Neustadt operiert worden. Er ist der persönlichen Einladung an den Campus gefolgt und nutzte nun die Gelegenheit, sich direkt an den Chefarzt der Kardiologie zu wenden: „Ich war vor 21 Jahren das letzte Mal in Bad Neustadt in Behandlung und möchte mich heute recht herzlich bei Herrn Prof. Dr. Kerber bedanken. Ich hatte nie Angst vor einem Eingriff und habe bis heute vollstes Vertrauen in die behandelnden Mediziner,“ so Hans Hose. 1985 hatte der ehemalige EDV-Spezialist seine ersten beiden Bypass-Operationen. Es folgten weitere herzmedizinische Eingriffe. Heute, rund 40 Jahren später, zählt Herr Hose nach drei Herzinfarkten insgesamt 10 Stents und 26 Herzkatheteruntersuchungen.
Feierlicher Ausklang auf der Promenade
Im Anschluss an den offiziellen Teil des Patientenseminars gab das Jubiläum noch genügend Anlass zum Feiern. Nach den Fachvorträgen fand auf der Promenade des Campus ein Begleitprogramm statt. Bei strahlendem Sonnenschein und guter Musik waren hierzu alle Besucherinnen und Besucher des Patientenseminars herzlich eingeladen. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Eine gelungene Veranstaltung deren Rückmeldungen durchweg positiv waren.
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