(Neu: Klagevorhaben von Großaktionär, JPMorgan-Studie)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Spekulationen über einen erneuten
Übernahmeversuch haben bei den Aktien von Rhön-Klinikum <RHK.ETR> am Donnerstag
für einen Kursprung gesorgt. Einen Dämpfer erhielt die von der überraschenden
Satzungsänderung am Vorabend ausgelöste Euphorie jedoch durch Aussagen des
Rhön-Aufsichtsratschefs Eugen Münch. Demnach wurde der Stimmrechtsanteil von B.
Braun bei der Abstimmung auf der Hauptversammlung nicht berücksichtigt. Prompt
kam am Nachmittag die von einigen Börsianern bereits befürchtete Meldung, dass
einige Aktionäre gegen die Beschlüsse vorgehen wollen.
Die Aktien des Klinikbetreibers waren in der Spitze um über 12 Prozent auf
18,88 Euro angesprungen, und damit den höchsten Stand seit dem Ausstieg des
Medizinkonzerns Fresenius <FRE.ETR> aus dem Ãœbernahmepoker Anfang September
vergangenen Jahres. Zuletzt blieb davon noch ein Kursplus von 5,35 Prozent auf
17,730 Euro. Der MDax <MDAX.ETR> ging mit minus 0,39 Prozent aus dem Handel.
SATZUNGSÄNDERUNG WÜRDE PATT AUFLÖSEN - KLAGE ANGEKÜNDIGT
Mit der Satzungsänderung schien die Pattsituation im Aktionärskreis gelöst:
Bisher konnten bereits 10 Prozent des Kapitals wichtige Beschlüsse blockieren,
nun sollte die gesetzlich übliche Sperrminoritäts-Hürde von mehr als 25 Prozent
gelten. Fresenius hätte damit die Möglichkeit, mit seinen Übernahmeplänen doch
noch zum Zuge zu kommen. Im Vorjahr war der vom Rhön-Großaktionär Münch
befürwortete Übernahmeversuch durch den Medizinkonzern noch an der alten
Schwelle und am Störfeuer von Konkurrenten gescheitert. Fresenius schwieg
zunächst über einen weiteren möglichen Übernahmeversuch. Man gebe derzeit dazu
keinen Kommentar ab, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.
Ohnehin ist inzwischen fraglich, ob die nötige Satzungsänderung vollzogen
werden kann. Der Aktionär B. Braun Holding sowie weitere Anteilseigner wollen
gegen die in der Hauptversammlung gefassten Beschlüsse Anfechtungsklage erheben.
Die Vertreter von Fresenius-Widersacher B. Braun Melsungen waren laut
Rhön-Aufsichtsratschef Münch bei der Hauptversammlung nicht 'ordnungsgemäß
legitimiert' gewesen.
JPMORGAN HEBT AUF 'NEUTRAL' - ANALYSTEN ERWARTEN NEUE OFFERTE
Die US-Bank JPMorgan stufte die Rhön-Aktien nach der Änderung der
Sperrminorität von 'Underweight' auf 'Neutral' hoch und zog das Kursziel von
10,90 auf 20,80 Euro an. Fresenius dürfte seinen Übernahmeversuch nach der
vollkommen überraschenden Satzungsänderung jetzt wieder beleben, schrieb Analyst
David Adlington. Er geht davon aus, dass die Konditionen trotz der schlechten
operativen Entwicklung von Rhön-Klinikum gleich bleiben dürften, weil Fresenius
für ein niedrigeres Angebot eine Zwölf-Monats-Frist abwarten müsse.
Auch NordLB-Analyst Holger Fechner hält einen neuerlichen
Fresenius-Übernahmeversuch nun für am wahrscheinlichsten, und erhöhte sein
Kursziel um drei auf 21,50 Euro. Aber auch andere Konstellationen seien
möglich, was die Kursfantasie weiter anregen dürfte. Konrad Lieder, Analyst bei
der Investmentbank Equinet, rechnet ebenfalls mit einer zeitnahen Kaufofferte
des Gesundheitskonzerns in Höhe von 22,50 Euro je Aktie. Sein Kursziel für die
Rhön-Papiere hob er auf diesen Wert an. Die Einstufung lautet weiterhin 'Buy'.
Commerzbank-Analyst Volker Braun hatte bereits am Morgen auf eine denkbare
Anfechtung des Beschlusses binnen vier Wochen verwiesen. Dies sei allerdings nur
durch Aktionäre möglich, die auf der Hauptversammlung angemeldet gewesen wären.
Dennoch sieht Braun nun verbesserte Chancen für einen weiteren Übernahmeversuch.
Er votiert bei einem Kursziel von 20,50 Euro ebenfalls mit 'Buy'./mis/ag/jha/
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| 13.06.2013