BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Katerstimmung nach dem Ãœberraschungscoup beim
Klinikbetreiber Rhön-Klinikum <RHK.ETR>: Mit einer überraschenden Mehrheit für
die Abschaffung der bisherigen Sperrminorität schien dem Krankenhauskonzern ein
Befreiungsschlag aus der vertrackten Pattsituation im Aktionärskreis geglückt zu
sein. Doch gegen die Abstimmung regt sich Widerstand von Aktionären, einige
wollen die Beschlüsse der Hauptversammlung vom Mittwochabend anfechten, teilte
Rhön am Donnerstag mit. Bei der Satzungsänderung waren die Stimmen des
Großaktionärs B. Braun Melsungen aus formalen Gründen nicht berücksichtigt
worden. Rhön-Aufsichtsratschef Eugen Münch gibt sich aber ganz entspannt und
sieht dem Störfeuer 'sehr gelassen' entgegen.
Nun ist die Eintragung der Beschlüsse in das Handelsregister auf Eis gelegt.
Ob und wann diese erfolge, hänge von der Prüfung der Klagen ab, sagte Rhön.
Konnten bisher zehn Prozent plus eine Aktie wichtige Beschlüsse auf den
Aktionärstreffen der Franken blockieren, würde mit der Eintragung die gesetzlich
übliche Hürde von mehr als 25 Prozent greifen.
RHÖN-AKTIE MIT KURSSPRUNG - KLAGE BREMST
Nach dem im Vorjahr geplatzten Übernahmeversuch könnte Fresenius nun mit
einer neuen Offerte wieder zum Zuge kommen. Damals hatten sich Konkurrenten bei
Rhön eingekauft und dank der geringen Sperrminorität den Deal vereitelt. Von
Übernahmespekulationen angefacht, legte die Rhön-Aktie im Tagesverlauf deutlich
zu. Doch die angedrohte Klagewelle bremste den rasanten Kursanstieg am
Nachmittag aus.
Die Vertreter von B. Braun Melsungen seien nicht 'ordnungsgemäß legitimiert'
gewesen, teilte Münch am Donnerstag mit. Wie aus Kreisen verlautete, gab es
offenbar Probleme mit zwei Unterschriften.
Spekulationen über eine mögliche neue Übernahmeofferte von Fresenius hat
Rhön vorsorglich den Wind aus den Segeln genommen: Von der beschlossenen
Satzungsänderung könne nicht automatisch auf einen neuen Übernahmeversuch -
speziell von Fresenius - geschlossen werden, teilte Rhön mit.
FRESENIUS SCHWEIGT
Fresenius dagegen übt sich im Schweigen: Man gebe derzeit dazu keinen
Kommentar ab, sagte ein Sprecher. Die Hessen könnten innerhalb eines Jahres nach
dem gescheiterten Ãœbernahmeversuch eine neue Offerte starten. Voraussetzung
dafür ist die Zustimmung des Rhön-Vorstandes sowie der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Frist dafür endet in einigen Tagen am
27. Juni - also ein Jahr nach der ursprünglichen Angebotsfrist für die erste
Rhön-Offerte.
Vor einem Jahr hatte Fresenius pro Rhön-Aktie 22,50 Euro oder insgesamt rund
3,1 Milliarden Euro geboten. Der Dax <DAX.ETR>-Konzern aus Bad Homburg hatte
zwar rund 84 Prozent der Rhön-Anteile eingesammelt - war aber an der hohen
Annahmeschwelle von 90 Prozent gescheitert. Denn der von Rhön-Gründer Münch
befürwortete Übernahmeversuch wurde von Konkurrenten torpediert. Mit den
angekündigten Klagen geht die Zitterpartie um die Zukunft von Deutschlands
drittgrößtem privaten Klinikkonzern in die nächste Rund./ep/stk/jha/
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| 13.06.2013