(Neu: weitere Details zu Aufsichtsrat, Analysten, Kurs)
BONN (dpa-AFX) - Im vorerst gescheiterten Übernahmekampf um den fränkischen
Klinikbetreiber Rhön wird ein neues Kapitel mit einiger Sprengkraft
aufgeschlagen: Der Hamburger Konkurrent Asklepios darf seinen Anteil an
Rhön-Klinikum <RHK.ETR> unter Auflagen auf bis zu 10,1 Prozent aufstocken. Das
teilte das Bundeskartellamt am Donnerstag mit. Damit kann Asklepios eine
Übernahme von Rhön durch einen anderen Wettbewerber dauerhaft blockieren. 'Wir
wollen uns bei Rhön weiterhin alle Optionen offen halten', sagte ein
Asklepios-Sprecher auf Anfrage. Die Beteiligung sei ein strategisches
Investment.
An der Börse geriet die Rhön-Aktie angesichts der verpufften
Ãœbernahmefantasie mit einem Minus von 2,41 Prozent auf 16,38 Euro unter Druck.
AUFSICHTSRATSWAHL BEI RHÖN 2015
Rhön habe die Entscheidung der Kartellbehörde aus Bonn zur Kenntnis genommen
und werde die 160 Seiten prüfen, sagte ein Unternehmenssprecher. Mit
Auswirkungen auf die Wahl seiner Aufsichtsräte rechnet Rhön allerdings erst in
zwei Jahren: 'Die nächste Hauptversammlung, auf der Aktionäre Mitglieder des
Aufsichtsrats wählen und damit Einfluss auf den Vorstand und dessen Arbeit
nehmen können, findet im Frühsommer 2015 statt', sagte der Sprecher. Auch die
Wahl des Aufsichtsratschefs steht 2015 an.
Die Grenze von zehn Prozent am Kapital von Rhön ist deshalb kritisch, weil
die Satzung für wichtige Beschlüsse wie beispielsweise Kapitalerhöhungen oder
auch eine Satzungsänderung eine Zustimmung von mindestens 90 Prozent des
vertretenen Kapitals auf der Hauptversammlung verlangt. Zehn Prozent der Aktien
würden daher eine ähnliche Sperr-Rechte bedeuten, wie bei einem Aktionär mit
einer Beteiligung von über 25 Prozent der Anteile, teilte das Kartellamt mit.
ASKLEPIOS MÃœSSTE FEDERN LASSEN
Vor einer Aufstockung muss Asklepios in der Region Goslar allerdings die
Harzklinik sowie des Medizinische Versorgungszentrums verkaufen, teilte das
Kartellamt mit. Auf dem Krankenhausmarkt in Goslar verfüge Asklepios mit einem
Marktanteil von mehr als 60 Prozent über eine marktbeherrschende Stellung. Im
Dezember hatte die Behörde wegen der dortigen Situation bereits Bedenken
geäußert.
In allen anderen Märkten könne Rhön - trotz einer Minderheitsbeteiligung des
Konkurrenten - 'als Wettbewerber von Asklepios tätig bleiben, wenngleich auch
angesichts der Sperr-Rechte mit eingeschränktem Spielraum.' Genau dies sieht
Analyst Ulrich Huwald von M.M.Warburg durchaus kritisch: 'Ich hätte mir eine
kritischere Beurteilung des Verfahren durch das Kartellamt gewünscht.' Denn die
Blockade im Aktionärskreis sei damit keineswegs aufgelöst - eher im Gegenteil
weiter verstärkt worden.
MÃœNCH: ZIEL VON ASKLEPIOS OFFEN
Nach Einschätzung des Rhön-Gründers und Aufsichtsratschefs Eugen Münch
besagt die Entscheidung der Wettbewerbshüter nur, dass Asklepios aus
wettbewerbsrechtlicher Sicht aufstocken darf. 'Sie sagt nicht, ob Asklepios
aufstocken will und dies auch kann', sagte Münch auf Anfrage. Er hält gemeinsam
mit seiner Familie 12,5 Prozent an Rhön.
Münch hatte im vergangenen Jahr eine Übernahme von Rhön durch Fresenius
eingefädelt und damit den Fusionspoker eröffnet. Daraufhin hatte der
Medizintechnikkonzern mit Sitz in Bad Homburg insgesamt 3,1 Milliarden Euro für
Rhön-Klinikum geboten - aber am Ende die angepeilten 90 Prozent der Anteile
knapp verfehlt. Der Eigner von Asklepios, Bernard Broermann, hatte das Geschäft
vereitelt, indem er rund fünf Prozent an Rhön erwarb. Seit Monaten stecken alle
Beteiligten nun in einer Pattsituation fest.
FRESENIUS SIEHT SICH NICHT UNTER ZUGZWANG
Fresenius sehe sich durch die Entscheidung des Kartellamtes nicht unter
Zugzwang, sagte ein Sprecher auf Anfrage. 'Wir haben mit dem Angebot damals ein
überzeugendes industrielles Konzept vorgelegt. Dazu stehen wir nach wie vor,
wenn es sich einmal ergeben sollte', hatte Fresenius-Chef Schneider jüngst
gesagt. Schneider erwartet, dass Rhön die Offerte vom Vorjahr weiterhin
präferiere. Fresenius ist an Rhön mit rund fünf Prozent beteiligt.
Asklepios ist nach dem zu Fresenius gehörenden Klinikbetreiber Helios und
Rhön-Klinikum die Nummer drei unter den privaten Krankenhausbetreibern in
Deutschland./ep/fbr/fn
--- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---
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| 14.03.2013