BONN (dpa-AFX) - Im vorerst gescheiterten Übernahmekampf um den fränkischen
Klinikbetreiber Rhön wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Der Hamburger
Konkurrent Asklepios kann seinen Anteil an Rhön-Klinikum <RHK.ETR> unter
Auflagen auf bis zu 10,1 Prozent aufstocken, teilte das Bundeskartellamt am
Donnerstag in Bonn mit. Asklepios müsse dafür in der Region Goslar die
Harzklinik sowie das Medizinische Versorgungszentrum verkaufen, hieß es weiter.
Die Hamburger wollen sich weiterhin alle Optionen bei Rhön offen halten, sagte
ein Asklepios-Sprecher auf Anfrage. Die Beteiligung sei ein strategisches
Investment. An der Börse geriet die Aktie von Rhön-Klinikum mit einem Minus von
2,15 Prozent auf 16,42 Euro unter Druck.
'Krankenhausmärkte sind in erster Linie regionale Märkte. Die Verstärkung
einer marktbeherrschenden Stellung war nur im Raum Goslar festzustellen und
wurde durch das Veräußerungsangebot von Asklepios beseitigt', begründete
Kartellamtschef Andreas Mundt die Entscheidung. Auf dem Krankenhausmarkt in
Goslar verfüge Asklepios mit einem Marktanteil von über 60 Prozent über eine
marktbeherrschende Stellung. Im Dezember hatte die Behörde wegen der dortigen
Situation bereits Bedenken geäußert.
GRENZE VON ZEHN PROZENT KRITISCH
Die Grenze von zehn Prozent am Kapital von Rhön ist deshalb kritisch, weil
die Satzung des Konzerns für wichtige Beschlüsse wie beispielsweise
Kapitalerhöhungen eine Zustimmung von mindestens 90 Prozent des vertretenen
Kapitals auf der Hauptversammlung verlangt. Zehn Prozent der Aktien würden daher
ähnliche Sperr-Rechte bedeuten, wie bei einem Aktionär mit einer Beteiligung von
über 25 Prozent der Anteile, teilte das Kartellamt mit. Rhön werde nach der
geplanten Austockung als Wettbewerber von Asklepios tätig bleiben, wenngleich
mit einem eingeschränkten Spielraum, hieß es beim Kartellamt weiter.
Rhön habe die Entscheidung aus Bonn zur Kenntnis genommen und werde sie
prüfen, teilte der MDax <MDAX.ETR>-Konzern am Donnerstag mit. Die neue
Führungsmannschaft bei Rhön mit Vorstandschef Martin Siebert und Finanzchef
Jens-Peter Neumann hatten bereits Ende Januar Gespräche mit den Paketaktionären
angekündigt, um auszuloten, wie sich die Blockade im Aktionärskreis auflösen
lässt. Details der Gespräche sind nicht bekannt.
RHÖN-GRÜNDER MÜNCH: ZIEL VON ASKLEPIOS WEITERHIN OFFEN
Nach Einschätzung des Rhön-Gründers und Aufsichtsratschefs Eugen Münch
besagt die Entscheidung der Wettbewerbshüter nur, dass Asklepios aus
wettbewerbsrechtlicher Sicht aufstocken darf. 'Sie sagt nicht, ob Asklepios
aufstocken will und dies auch kann', sagte Münch auf Anfrage. Münch, der mit
seiner Familie 12,5 Prozent an Rhön hält, hatte die Übernahme zusammen mit
Fresenius-Chef Ulf Schneider eingefädelt. Fresenius mit Sitz in Bad Homburg
hatte im vergangenen Jahr insgesamt 3,1 Milliarden Euro für Rhön-Klinikum
geboten, die angepeilten 90 Prozent der Rhön-Anteile aber knapp verfehlt. Der
Eigner von Asklepios, Bernard Broermann, vereitelte das Geschäft, indem er rund
fünf Prozent an Rhön erwarb.
FRESENIUS SIEHT SICH NICHT UNTER ZUGZWANG
Fresenius sehe sich durch die Entscheidung des Kartellamtes nicht unter
Zugzwang, sagte ein Sprecher auf Anfrage. 'Wir haben mit dem Angebot damals ein
überzeugendes industrielles Konzept vorgelegt. Dazu stehen wir nach wie vor,
wenn es sich einmal ergeben sollte', hatte Fresenius-Chef Schneider jüngst bei
Vorlage der Zahlen für das Jahr 2012 gesagt.
Asklepios ist nach dem zu Fresenius gehörenden Klinikbetreiber Helios und
Rhön-Klinikum die Nummer drei unter den privaten Krankenhausbetreibern in
Deutschland./ep/jha/stk
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| 14.03.2013