BAD NEUSTADT (dpa-AFX) - Der Fresenius-Konzern <FRE.ETR> hat bei der
Milliardenofferte des Konkurrenten Rhön-Klinikum <RHK.ETR> eine weitere wichtige
Hürde genommen: Der Vorstand um Unternehmenschef Wolfgang Pföhler will den
Rhön-Aktionären die Annahme des Milliardendeals empfehlen. Die Stellungnahme, in
der sich Aufsichtsrat und Vorstand ausführlich äußern, soll Anfang nächster
Woche vorgelegt werden, heißt es in einem Brief des Rhön-Vorstandschefs an die
Mitarbeiter, der der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt. Rhön-Aktien
kletterten zuletzt um 0,87 Prozent auf 22,03 Euro und lagen damit noch unter der
Offerte von 22,50 Euro je Aktie, die Fresenius Ende April geboten hat.
Ein oder zwei operative Vorstände der Rhön-Klinikum AG werden das Angebot
erhalten, für eine 'zeitlich befristete Übergangszeit in den Vorstand von
Helios-Rhön einzutreten', heißt es in der Vereinbarung weiter, die von Pföhler,
Fresenius-Chef Ulf Schneider sowie den Finanzvorständen beider Konzerne
unterschrieben wurde. Der Rhön-Vorstand habe eine Grundsatzvereinbarung mit
Fresenius abgeschlossen, in der Maßnahmen zur Arbeitsplatz- und
Standortsicherung sowie zur Integration von Rhön festgehalten seien, teilte der
fränkische MDax-Konzern <MDAX.ETR> am Donnerstag mit.
AUFSICHTSRAT MIT SEPARATER EMPFEHLUNG
Der Aufsichtsrat werde voraussichtlich am Pfingstmontag, den 28. Mai, über
seine eigene Stellungnahme entscheiden. Aufsichtsratschef und Rhön-Gründer Eugen
Münch hat sich bereits für die Übernahme ausgesprochen. Münch ist zusammen mit
seiner Frau mit 12,5 Prozent an Rhön beteiligt. Für den 13. Juni hat Rhön zur
regulären Hauptversammlung geladen. Die Übernahme dürfte dabei im Mittelpunkt
der Generaldebatte mit den Aktionären stehen.
Fresenius hatte am 18. Mai sein 3,1 Milliarden Euro schweres
Ãœbernahmeangebot offiziell vorgelegt und dabei eine Aufstockung der
überraschenden Offerte vom 26. April ausgeschlossen. Die Annahmefrist läuft bis
einschließlich 27. Juni. Mitte Mai hatte sich Fresenius mit einer
Kapitalerhöhung bereits rund ein Drittel dieser Summe gesichert. Wenn die
Mindestannahmequote von 90 Prozent plus einer Aktie innerhalb dieser Frist
erreicht wird, beginnt die weitere Annahmefrist voraussichtlich am 3. Juli mit
Ende 16. Juli. Diese Hürde hat Fresenius-Chef Schneider gesetzt, weil sie die
Rhön-Satzung für alle wichtigen Entscheidungen vorschreibt.
KEIN KONKURRIERENDES GEBOT ERWARTET
Von Analysten wird die Annahmequote zwar als ambitioniert eingeschätzt. Aber
mit einem Störfeuer von Hedge Fonds oder einem konkurrierenden Angebot rechnen
die Experten wegen des hohen Aufschlags von rund 50 Prozent bezogen auf den
Rhön-Kurs vor der Offerte nicht mehr. Durch den Zusammenschluss der
Fresenius-Tochter Helios mit der Rhön-Klinikum AG wollen die Bad Homburger den
mit Abstand größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland mit einem Umsatz von
rund 6 Milliarden Euro schmieden.
Fresenius gehört heute schon mit Helios neben Asklepios, Rhön und den Sana
Kliniken zu den führenden privaten Krankenhausanbietern Deutschlands. Auf einen
Schlag würde Fresenius durch den Kauf seinen Marktanteil auf rund acht Prozent
verdoppeln. Statt in langwierigen Privatisierungen den Marktanteil im
Krankenhausmarkt mühsam auszubauen, machen die Bad Homburger durch die Übernahme
einen Riesenschritt nach vorne. Der Gesamtmarkt für Akutkrankenhäuser hat ein
Volumen von 77 Milliarden Euro./ep/he
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| 24.05.2012