BAD NEUSTADT A.D. SAALE (dpa-AFX) - Der vorerst gescheiterte
Übernahmeversuch durch Fresenius hat für den Klinikbetreiber Rhön-Klinikum noch
ein bitteres Nachspiel. Denn dadurch sind bei dem Unternehmen Beratungskosten in
Millionenhöhe angefallen. Zusammen mit Belastungen aus dem Klinikum Gießen
Marburg ist daraufhin der Gewinn in den ersten sechs Monaten eingebrochen. 'Das
Konzernergebnis des ersten Halbjahres ist für uns nicht zufriedenstellend',
schreibt Konzernchef Wolfgang Pföhler im Zwischenbericht. Die Umsatzzahlen
zeigten aber, dass Rhön-Klinikum auf einem guten Weg sei. Der Medizinkonzern
Fresenius <FRE.ETR> war Ende Juni mit seiner Milliardenofferte für Rhön
gescheitert. Die Bad Homburger loten derzeit die Möglichkeiten für einen zweiten
Anlauf zur Ãœbernahme des Konkurrenten aus.
In den ersten sechs Monaten sei der Ãœberschuss vor Minderheiten um 40,5
Prozent auf 50,1 Millionen Euro gefallen, teilte die Rhön-Klinikum AG am
Donnerstag mit. Höhere Zinsen und höhere Tarifabschlüsse hätten den Gewinn
ebenfalls gedrückt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA)
sank um 10,4 Prozent auf 145,2 Millionen Euro und verfehlte damit die
Erwartungen der Analysten leicht. Zeitweise pendelte die Aktie des MDax
<MDAX.ETR>-Konzerns mit 17,57 Euro um den Vortagesschluss.
Der Vorstandschef bekräftigte die jüngst gesenkte Jahresprognose - schloss
aber weitere Belastungen durch den Ende Juni gescheiterten Ãœbernahmeversuch
durch Fresenius nicht aus. 'Unsere Erwartungen für das zweite Halbjahr sind
vorsichtig optimistisch.' Der Gewinn vor Minderheiten soll 2012 auf 117
Millionen Euro sinken (VJ: 161). Im Februar waren die Franken von 145 Millionen
Euro ausgegangen, denn die defizitären Dr. Horst-Schmidt-Kliniken (HSK), die
seit Anfang Mai konsolidiert werden, stellen eine Belastung dar. Beim EBITDA
erwartet das Unternehmen 315 Millionen Euro. Beim Umsatz wird weiterhin ein
Anstieg auf 2,85 Milliarden Euro angepeilt. Von den Zielen kann der Umsatz um
2,5 Prozent und die Gewinnzahlen um fünf Prozent nach oben oder unten abweichen.
Eine Entscheidung im Übernahmepoker um Rhön-Klinikum will Fresenius im
August treffen. Den Hessen waren mit rund 84 Prozent der Rhön-Anteile zu wenig
für eine erfolgreiche Übernahme angedient worden. Der Eigner des Konkurrenten
Asklepios, Bernard Broermann, verhinderte das Geschäft, indem er rund fünf
Prozent der Rhön-Anteile erwarb. Auch die Sana-Kliniken waren bei Rhön-Klinikum
mit einem Anteil eingestiegen.
Unter Analysten werden verschiedene Szenarien überlegt: Eines wäre, dass
sich Fresenius mit 50 Prozent plus eine Aktie an Rhön-Klinikum zufrieden gibt
und sukzessive weitere Anteile übernimmt, um auf 70 oder 75 Prozent zu kommen.
Eine andere Möglichkeit wäre die Aufspaltung von Rhön unter der
Fresenius-Tochter Helios sowie den beiden Wettbewerbern Asklepios und Sana.
Aktuell gehören zum Rhön-Konzern in Deutschland 54 Kliniken sowie 39
Medizinische Versorgungszentren. Die Franken beschäftigten Ende Juni rund 43.000
Mitarbeiter.
Der Umsatz legte dank gestiegener Patientenzahlen um 7,1 Prozent auf 1,4
Milliarden Euro zu. Durch die Ãœbernahme von 49 Prozent der Wiesbadener Dr.
Horst-Schmidt-Kliniken ist die Nettoverschuldung Ende Juni auf 832,3 Millionen
Euro gestiegen. Rhön-Klinikum sei bei mehreren Akquisitionsverfahren am Ball,
heißt es im Zwischenbericht. Details nannte Pföhler nicht.
Rhön erwartet 2012 durch die Verzögerungen bei der Restrukturierung im
Uniklinikum Gießen Marburg (UKGM) eine Belastung des operativen Ergebnisses von
rund 20 Millionen Euro. Das UKGM, das zu 95 Prozent Rhön und zu 5 Prozent dem
Land Hessen gehört, hat sich die Unternehmensberatung McKinsey ins Haus geholt.
Die Ergebnisse der Analyse sollen voraussichtlich im Oktober
vorliegen./ep/she/fbr
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| 09.08.2012