FRANKFURT (dpa-AFX) - In den spektakulären Übernahmekampf um den fränkischen
Klinikbetreiber Rhön-Klinikum <RHK.ETR> kommt Bewegung. In der für Fresenius
<FRE.ETR> wichtigen Frage über die Zusammensetzung des Rhön-Aufsichtsrates
scheint es ein Entgegenkommen des umworbenen Unternehmens zu geben. Wenn ein
möglicher zweiter Anlauf für eine Übernahme scheitern sollte, dann läge dies
nicht an Rhön, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag aus
mit der Transaktion vertrauten Kreisen.
Der Rhön-Aufsichtsrat werde einer möglichen zweiten Offerte mit einer
Absenkung der Annahmeschwelle auf 50 Prozent plus einer Aktie zustimmen, hieß
es. Nach Informationen von dpa-AFX fordert der Medizinkonzern Fresenius als
Voraussetzung für ein neues Gebot den Rücktritt der Kapitalvertreter im
Aufsichtsrat des MDax-Konzerns <MDAX.ETR>. 'Die Vertreter der Kapitalseite im
Rhön-Aufsichtsrat haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, ihr bis 2014
laufendes Mandat im Falle eines neuen Angebots niederzulegen', sagte die Quelle.
SHOW-DOWN IM ÃœBERNAHMEKAMPF - ENTSCHEIDUNG IN KÃœRZE
Berichten zufolge soll der Preis wieder bei 22,50 Euro je Rhön-Aktie liegen.
Fresenius passe sich mit einer abgesenkten Offerte den neuen Machtverhältnisse
bei Rhön an. Allerdings sei es wegen der Störfeuer der Konkurrenten Asklepios
und B. Braun Melsungen AG noch offen, ob die Bad Homburger überhaupt ein neues
Gebot abgeben werden. Fresenius will nach dem Scheitern des ersten
Übernahmeversuchs Ende Juni noch im August über das weitere Vorgehen
entscheiden. Dem Vernehmen nach könnte sich die Entscheidung darüber aber bis
Anfang September hinziehen.
Rhön-Klinikum und Fresenius lehnten auf Anfrage einen Kommentar ab. An der
Börse war die Aktie von Rhön-Klinikum in den letzten Tagen wegen der anhaltenden
Unsicherheit über eine mögliche zweite Offerte auf Berg-und-Tal-Fahrt. Am
Donnerstag verlor der Titel zuletzt rund drei Prozent auf 19,30 Euro und landete
damit am Ende des MDax <MDAX.ETR>.
ASKLEPIOS DÃœRFTE ANTEIL WEITER AUSGEBAUT HABEN
Ende Juni war Fresenius mit einem ersten Gebot von 3,1 Milliarden Euro für
Rhön gescheitert, weil die Bad Homburger nicht wie angestrebt 90 Prozent der
Rhön-Aktien einsammeln konnten. Diese Hürde hatte Fresenius-Chef Ulf Schneider
gesetzt, weil er laut Rhön-Satzung nur so Kapitalmaßnahmen und
Satzungsänderungen durchsetzen kann. Inklusive Schulden wäre der Deal 3,9
Milliarden Euro schwer gewesen.
Konkurrent Bernard Broermann, Gründer und Eigner der Klinikkette Asklepios,
war kurz vor Ende der Angebotsfrist mit gut fünf Prozent bei Rhön eingestiegen -
um die Bildung des mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzerns Deutschlands
mit einem Jahresumsatz von 6 Milliarden Euro zu verhindern. Nach Informationen
von dpa-AFX aus Finanzkreisen hielt Asklepios zuletzt rund sieben Prozent an dem
fränkischen Unternehmen.
WEITREICHENDE KONSOLIDIERUNG IM KRANKENHAUSSEKTOR
Die Hamburger schwiegen sich über ihre Ziele weiter aus: 'Asklepios ist als
Familienunternehmen langfristig orientiert und will sich mit diesem Schritt
hinsichtlich der Rhön-Klinikum AG alle Gestaltungsmöglichkeiten offen halten',
wiederholte der Fresenius-Konkurrent bei Vorlage der Halbjahreszahlen frühere
Aussagen.
Wie auch immer der Übernahmepoker um Rhön-Klinikum ausgehen wird. Der
deutsche Klinikmarkt steht vor einer weitreichenden Konsolidierung. Anfang der
Woche brachte sich auch der Medizintechnikkonzern B. Braun Melsungen AG
offiziell mit fünf Prozent bei den Franken in Stellung. Schon seit einigen
Wochen kursierten Gerüchte, wonach der Fresenius-Konkurrent mit einem Anteil
unter der ersten Meldeschwelle eingestiegen sei.
INSIDER: AUCH SANA-KLINIKEN BETEILIGT
Nach Aussagen von Insidern halten auch die Münchener Sana-Kliniken rund drei
Prozent. Ein von Rhön-Gründer und Anteilseigner Eugen Münch angestreber
Zusammenschluss der Franken mit dem Münchener Wettbewerber war im vergangenen
Jahr kurz vor der Zielgerade gescheitert./ep/zb/he
Weitere Informationen: www.dpa-AFX.de
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| 30.08.2012