BAD NEUSTADT (dpa-AFX) - Dem Klinikbetreiber Rhön-Klinikum <RHK.ETR> haben
die Probleme in der Uniklinik Gießen-Marburg auch im dritten Quartal weiter
zugesetzt. Unter dem Strich sank der Ãœberschuss vor Minderheiten in den ersten
neun Monaten insgesamt um fast 42 Prozent auf 70,2 Millionen Euro, wie der
fränkische Klinikbetreiber am Donnerstag in Bad Neustadt mitteilte. Rhön hatte
am Dienstag seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr zum zweiten
Mal innerhalb weniger Monate gekappt. Belastend wirkten sich auch
Beratungskosten im Zusammenhang mit der gescheiterten Ãœbernahme durch Fresenius
sowie die Wechsel im Vorstand aus.
'Die Situation am Universitätsklinikum Gießen-Marburg ist nach wie vor
anspruchsvoll und verschärfte sich nochmals in den vergangenen Monaten', schrieb
der noch bis Ende des Jahres amtierende Rhön-Chef Wolfgang Pföhler im
Zwischenbericht. Wie es nach den turbulenten Monaten nach der gescheiterten
Ãœbernahme durch den Bad Homburger Medizinkonzern Fresenius <FRE.ETR> weitergehen
soll, kommentierte Pföhler nicht. Der zweitgrößte deutsche Klinikbetreiber
hinter der Fresenius-Tochter Helios sagte eine Telefonkonferenz mit Journalisten
kurzfristig ab.
Nach den Verstimmungen zwischen der bisherigen Führung und dem Firmengründer
Eugen Münch über die zukünftige Strategie berief der Aufsichtsrat zwei neue
Manager. Der langjährige Asklepios-Manager Martin Siebert soll im Januar den
Chefsessel von Pföhler übernehmen. Der Investmentbanker Jens-Peter Neumann trat
bereits Anfang November die Nachfolge von Erik Hamann an. Dieser war Ende
September bei Rhön ausgeschieden.
In den ersten neun Monaten fiel das operative Ergebnis (EBITDA) um 11,7
Prozent auf 215,3 Millionen Euro und verfehlte damit die Erwartungen der
Branchenexperten. Beim Umsatz verbuchte der Asklepios-Konkurrent durch die
Konsolidierung der Wiesbadener Dr. Horst Schmidt Kliniken dagegen einen Zuwachs
von 8,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Die Franken hatten im Frühjahr 49
Prozent des defizitären Krankenhauses übernommen.
Nach dem kräftigen Kursverlust am Mittwoch schlugen sich die Aktien von Rhön
am Donnerstag mit einem Plus von 0,86 Prozent auf 14,65 Euro besser als der MDax
<MDAX.ETR>.
Rhön hatte das Klinikum mit den beiden Standorten Gießen und Marburg 2006
übernommen. Es war deutschlandweit die erste Übernahme einer Uniklinik durch
einen börsennotierten privaten Krankenhausbetreiber. In den vergangenen Monaten
ist das Klinikum wegen des öffentlich ausgetragenen Streits mit Arbeitnehmern um
Kostensenkungen und Stellenstreichungen in die Schlagzeilen geraten./ep/jha/kja
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| 08.11.2012