HAMBURG/BAD NEUSTADT (dpa-AFX) - Der Krankenhauskonzern Rhön <RHK.ETR> will
das defizitäre Uni-Klinikum Gießen-Marburg mit einer weiteren Sparrunde und
öffentlichen Zuschüssen sanieren. Der neue Rhön-Chef Martin Siebert sieht
weitere Möglichkeiten, die Personalkosten zu senken und Leistungspotenziale in
dem 2006 vom Land Hessen erworbenen Doppel-Klinikum zu heben.
Dem in Hamburg erscheinenden 'Manager-Magazin' sagte der vom Konkurrenten
Asklepios gewechselte Vorstand: 'Wir werden auch die auf zwei Standorte
verteilte Verwaltung zentralisieren. Alles in allem reden wir für 2013 von einem
Optimierungspotenzial von rund 20 Millionen Euro.' Dieser Betrag sei für den
gesamten Konzern und nicht allein für das Uni-Klinikum gemeint, präzisierte das
Unternehmen am Mittwoch.
Siebert rechnet auch mit öffentlichen Zuschüssen: 'Wir haben als
Krankenhausbetreiber Anspruch auf öffentliche Fördergelder, etwa für die
Sanierung von Gebäuden. Darauf haben wir in der Vergangenheit kaum
zurückgegriffen. Ich glaube, dass wir uns diesen Verzicht nicht mehr leisten
können.' Über eine Lösung verhandele er mit Hessens Ministerpräsident Volker
Bouffier (CDU).
Siebert führte die laufenden Verluste des Uni-Klinikums auf hohe Lasten für
Zinsen und Abschreibungen zurück. Operativ schreibe die Uniklinik schwarze
Zahlen, sagte er in dem Interview. Das Großkrankenhaus hat rund 9.700
Mitarbeiter.
Die vom damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) forcierte und
bislang bundesweit einmalige Privatisierung einer Uni-Klinik sorgt immer wieder
für Ärger und Streit im hessischen Landtag. Ein mehr als 100 Millionen Euro
teures Partikeltherapiezentrum zur Krebsbekämpfung ist wegen der hohen
Anlaufkosten bislang noch nie für Patienten eingesetzt worden. Die Opposition im
Landtag fordert daher, von Rhön die Zahlung von mehr als 100 Millionen Euro zu
verlangen. Zudem wollen 367 Klinik-Mitarbeiter von ihrem Recht auf Rückkehr in
den Landesdienst Gebrauch machen und nicht länger beim privaten Betreiber
angestellt sein.
Dem Unternehmen Rhön-Klinikum <RHK.ETR> haben die Probleme in Mittelhessen
und der gescheiterte Ãœbernahmeversuch durch den Konkurrenten Fresenius in den
vergangenen Monaten stark zugesetzt. Rhön hatte im November seine
Ergebnisprognose für 2012 zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate gekappt. Die
Franken erwarten, dass Einmaleffekte in Höhe von 20 Millionen Euro auf das
operative Ergebnis (EBITDA) durchschlagen. Dadurch soll dieses 2012 nur noch bei
295 Millionen Euro liegen. Für den Konzerngewinn peilt der Klinikbetreiber rund
95 Millionen Euro an. Der Umsatz wird bei etwa 2,85 Milliarden Euro
erwartet./ceb/ep/DP/stb
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| 16.01.2013