BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Gesundheitskonzern Fresenius <FRE.ETR> arbeitet
trotz der gescheiterten Übernahme des Konkurrenten Rhön-Klinikum <RHK.ETR>
weiter an der Fusion. Die große Zustimmung der Aktionäre werde als Auftrag
begriffen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, sagte eine Fresenius-Sprecher am
Samstag in Bad Homburg. Das Management werde Gespräche führen, um kurzfristig
eine Lösung zu präsentieren.
Fresenius verfehlte nur relativ knapp sein Ziel, mindestens 90 Prozent plus
eine Aktie der Rhön-Papiere zu erwerben. Die unüblich hohe Schwelle hängt mit
der Rhön-Satzung zusammen, die eine Sperrminorität von 10 Prozent vorsieht.
Insgesamt waren dem Unternehmen 84,3 Prozent des Grundkapitals von Rhön
angedient worden. Fresenius wollte mit dem Zusammenschluss den europaweit
größten privaten Krankenhausbetreiber mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden
Euro formen.
Fresenius hatte 22,50 Euro je Aktie in bar oder insgesamt 3,1 Milliarden
Euro für den fränkischen Konkurrenten geboten. Das entsprach einem Aufschlag von
50 Prozent auf den Kurs der Rhön-Aktie vor Bekanntwerden der Übernahmepläne.
Eine Verlängerung der Frist zur weiteren Andienung von Aktien, die am Mittwoch
um Mitternacht ausgelaufen war, ist nicht möglich.
Der Fresenius-Konkurrent Asklepios-Kliniken hatten sich noch kurz vor
Fristablauf eingeschaltet und 5,01 Prozent an Rhön-Klinikum erworben. Laut
Fresenius-Vorstandschef Ulf Schneider wurde so die Ãœbernahme blockiert, ohne
'konstruktive Alternative' anzubieten.
Deutliche Kritik kam nach dem geplatzten Deal von den kommunalen
Krankenhäusern. Die Entwicklung zeige drastisch die Gefahr für deutsche
Krankenhäuser durch taktische und strategische Winkelzüge privater Anleger,
sagte der Vorsitzende des Interessenverbands kommunaler Krankenhäuser (IVKK),
Bernhard Ziegler, dem 'Tagesspiegel' (Samstag).
'Wenn die Versorgung der Bevölkerung mit stationären Leistungen davon
abhängt, welcher Investor sich in welcher Konstellation die größeren Vorteile
verspricht, steht es schlecht um unser Gesundheitswesen', mahnte Ziegler. Er
forderte die Politik auf, klare Gesetze für die Verwendung von Gewinnen aus dem
Betrieb von Krankenhäusern auf den Weg zu bringen, um diese gegen
Spekulationsrisiken abzusichern.
Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) kündigte für
Mittwoch Gespräche über die Zukunft des privatisierten Uniklinikums
Gießen-Marburg (UKGM) an, das von Rhön-Klinikum betrieben wird. 'Das Land
begleitet die Entwicklung aufmerksam', sagte die Ministerin am Samstag laut
Mitteilung.
Die SPD sprach von einer Hiobsbotschaft für das UKGM: 'Gießen und Marburg
brauchen endlich wieder eine stabile Krankenhausversorgung und nicht diese
Dauerunruhe um das privatisierte Universitätsklinikum.' Nach Auffassung der
Gewerkschaft Verdi sollte das Land Hessen das UKGM wieder in die eigene
Trägerschaft übernehmen.
Der Aufsichtsrat und Vorstand des Klinik-Konzerns Rhön bedauerten das
Scheitern: 'Hier wurde eine große Chance im ersten Anlauf zur gemeinsamen
Gestaltung des deutschen Gesundheitsmarktes verpasst.' Er rechne nun mit
Ergebnisbelastungen wegen der gescheiterten Übernahmeprozess, erklärte der
Manager.
Fresenius-Chef Schneider hatte sich bereits am späten Freitagabend
kämpferisch gezeigt: 'Wir sind weiterhin von den großen Vorteilen eines
Zusammenschlusses von Rhön-Klinikum und Helios überzeugt und werden unsere
Handlungsmöglichkeiten in den kommenden Tagen eingehend prüfen.'/glb/ck/cam/DP
/zb
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| 01.07.2012